zurück

Biografie

Gertrud Frühschütz

geb. Mink

16. April 1906, Stuttgart – 16. Juli 1990, St. Blasien

Portrait: Gertrud Frühschütz

Gertrud Mink wächst in Stuttgart auf. Ihr Vater betreibt dort ein Schuh­geschäft. Als er 1914 stirbt, führt ihre Mutter den Betrieb unter großen ökonomischen Schwierig­keiten alleine weiter. Nach dem Schul­besuch lässt sich Gertrud Mink zur Kontoristin ausbilden.

Schon als Jugendliche kommt sie mit der linken Arbeiter­bewegung in Kontakt und tritt 1921 dem Kommunistischen Jugend­verband bei. Nach der Macht­übernahme der National­sozialisten 1933 engagiert sich Gertrud Mink gemeinsam mit ihrem Ver­lobten Fritz Rau weiterhin für die nun verbotene KPD und die Rote Hilfe. Da bereits ab März 1933 nach ihr gefahndet wird, versteckt sich Gertrud Mink an verschiedenen Orten. Erst am 2. November 1933 kann die Gestapo sie in München festnehmen. Fritz Rau ist zu diesem Zeit­punkt bereits in Untersuchungs­haft, wo er im Dezember 1933 ermordet wird. 

Ein Ermittlungs­verfahren gegen Gertrud Mink wird im Dezember 1934 aus „Mangel an Beweisen“ eingestellt. Dennoch kommt sie nicht frei. Bis Februar 1936 ist sie im Gefängnis München-Stadelheim inhaftiert. Von dort wird sie erst in das KZ Moringen, Ende 1937 dann in das KZ Lichten­burg über­stellt. Nach ihrer Frei­lassung im Sommer 1938 kehrt Gertrud Mink nach Stuttgart zurück.

Bei einer Wanderung lernt sie 1942 den Kommunisten Georg Frühschütz kennen. Das Paar heiratet im Oktober 1943. Ihr Ehe­mann, der ebenfalls mehrere Jahre KZ-Haft erleiden musste, stirbt 1950 an den Folgen seiner Inhaftierung. 

“Wenn einer gegen die Frauen loszieht, [..] dann werde ich jederzeit aufstehen […] und werde zu den Männern sprechen.” 

Gertrud Frühschütz 1983 in einem Interview

Nach dem Kriegs­ende ist Gertrud Frühschütz wieder politisch aktiv. Von 1946 bis 1950 gehört sie als Abgeordnete der KPD dem Land­tag Württemberg-Baden an, danach ist sie bis 1957 Stadt­rätin in Stuttgart. Als die KPD 1956 in der Bundes­republik verboten wird, gerät sie erneut unter politischen Druck. 

Bis ins hohe Alter enga­giert sie sich für Frauen­rechte und in der Lager­gemeinschaft Ravens­brück.

Portrait: Gertrud Frühschütz

Gertrud Frühschütz 

Interview mit Gertrud Frühschütz

Weiterführendes

Henning Fischer: Überlebende als Akteurinnen. Die Frauen der Lagergemeinschaften Ravensbrück: Biografische Erfahrung und politisches Handeln, 1945 bis 1989, Konstanz und München 2018