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Biografie

Gertrud Lutz

geb. Schlotterbeck

17. September 1910, Reutlingen – 30. November 1944, KZ Dachau

Portrait: Gertrud Lutz

Gertrud Schlotterbeck wird 1910 als Tochter des Metall­arbeiters Gotthilf Schlotter­beck und seiner Frau Maria in Reut­lingen ge­bo­ren. Sie tritt wie ihr Bruder Friedrich bereits als Jugend­liche dem Kom­mu­nis­tisch­en Jugend­verband Deutsch­lands (KJVD) bei. Nach einer kauf­männischen Aus­bildung arbeitet sie als Kontoristin bei einem Stutt­garter Verlag, der kom­mu­nis­tisch­en Schriften pu­bli­zie­rt. 1931 tritt sie der KPD bei und wird ein Jahr später auf­grund ihres En­ga­ge­ments für die Partei erstmals ver­haftet. Im Februar 1933 wird das Ver­fahren gegen sie jedoch ein­gestellt. 

Am 24. Oktober 1933 wird Gertrud Schlotter­beck erneut ver­haftet. Ihr wird nun die Her­stel­lung und Ver­tei­lung kom­mu­nis­tisch­er Flug­blätter und Zeit­schriften für die KPD und die Rote Hilfe zum Vor­wurf gemacht. Am 7. Sep­tem­ber 1934 wird sie wegen „Vor­be­rei­tung zum Hoch­verrat“ zu zwei Jahren und vier Monaten Gefängnis ver­ur­teilt. Sie bleibt bis April 1936 im Frauen­gefängnis Gottes­zell bei Schwäbisch Gmünd in­haftiert und wird dann als „Schutz­häftling“ in das KZ Moringen über­führt.

Nach ihrer Ent­las­sung Anfang Dezember 1936 geht sie nach Stuttgart zurück und arbeitet bis März 1939 als Steno­typistin. 1938 heiratet sie Walter Lutz. 1939 erneut „vor­beugend inhaftiert“, kommt sie jedoch schnell wieder frei. 

Am 2. August 1942 wird sie Mutter einer Tochter. Zwei Monate später fällt ihr Mann als Soldat an der Ostfront ohne je seine Tochter gesehen zu haben. 

Im Januar 1944 zieht Gertrud Lutz nach Graben­stetten auf die Schwäbische Alb, um sich und ihr Kind vor den zunehmenden Bomben­angriffen zu schützen. Die gesamte Familie Schlotter­beck ist im Wider­stand aktiv. Nach der Ent­tar­nung der Gruppe im Sommer 1944 werden Gertrud Lutz, ihre Eltern und die Verlobte ihres Bruders, Else Himmelheber, in „Sippenhaft“ genommen und in das KZ Dachau überstellt. 

Ich befinde mich seit dem 10. Juni hier in Schutzhaft. Wie lange diese Maßnahme dauern wird, entzieht sich meiner Kenntnis. Klein Wilfriede wurde mir am 10. Juni sofort genommen.

Gertrud Lutz, 1944

Ohne Gerichts­ver­hand­lung werden alle vier am 30. November 1944 dort ermordet. Ein weiterer Bruder, Hermann Schlotterbeck, wird Ende April 1945 erschossen. Von der Familie überlebt nur Friedrich Schlotter­beck, der sich nach dem Krieg um Wilfriede, die Tochter seiner ermordeten Schwester, kümmert.

Portrait: Gertrud Lutz

Gertrud Lutz 

Weiterführendes

Friedrich Schlotterbeck: Je dunkler die Nacht. Erinnerungen eines deutschen Arbeiters 1933-1945. Mit einem Nachwort von Christa Wolf, Stuttgart 1986