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Biografie

Julie Abegg

9. September 1880, Straßburg (Strasbourg) – 4. Januar 1955, Berlin (West)

Portrait: Julie Abegg

Julie Abegg wächst als Ältes­te von ins­ge­samt fünf Kindern mit ihren Eltern in Straß­burg auf. Auf­grund eines Un­falls, den sie in der Kind­heit er­lei­det, ist Julie Abegg zeit ihres Lebens kör­per­lich ein­ge­schränkt. In Heim­arbeit fertigt sie Näh­arbeiten an. Nach dem Ende des Ersten Welt­krie­ges ver­lässt Julie Abegg Straß­burg und zieht nach Berlin. Dort lebt sie zu­sam­men mit ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester Elisabeth Abegg in einer drei­ein­halb-Zim­mer-Woh­nung im Bezirk Tempel­hof.

Beide Schwes­tern setzen sich im Natio­nal­sozia­lis­mus für Ver­folg­te ein. Ab 1942 baut Elisabeth Abegg ein ge­hei­mes Hilfs­werk auf, in das auch Julie ein­bezogen ist. Die Schwes­tern ver­stecken und ver­sor­gen Jü­din­nen und Juden in ihrer eigen­en Woh­nung, Elisa­beth or­gani­siert weitere Unter­künfte und falsche Papiere. Julie Abegg über­nimmt dabei die haus­wirt­schaft­lichen Auf­gaben. 

Sie näht und repa­riert die Klei­dung für Men­schen, die vor einer drohen­den De­por­tation in Ghettos und Ver­nich­tungs­lager unter­ge­taucht sind. Zu­sam­men mit ihrer Schwes­ter richtet sie außer­dem jeden Frei­tag einen Mittags­tisch für Ver­folg­te aus. In dem Netz­werk um Elisa­beth und Julie Abegg fin­den bis zu 80 Ver­folg­te Hilfe.

Nach dem Ende der na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Herr­schaft leben Elisabeth und Julie Abegg weiter­hin zu­sam­men in ihrer Woh­nung in Berlin-Tempel­hof, bis Julie Abegg im Januar 1955 ver­stirbt.

Seit 1991 befindet sich an dem ehe­maligen Wohn­haus der Schwestern eine Ge­denk­tafel, auf der an die von Elisabeth und Julie Abegg im Na­tio­nal­so­zia­lis­mus ge­leis­te­ten Hilfs­leis­tun­gen er­in­nert wird.

Weiterführendes

Martina Voigt: Einig gegen die Trägheit der Herzen. Das Hilfsnetzwerk um Elisabeth Abegg zur Rettung jüdischer Verfolgter im Nationalsozialismus. Mit einer Erstveröffentlichung der Festschrift „Und ein Licht leuchtet in der Finsternis“ aus dem Jahr 1957, Berlin 2022