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Biografie

Elisabeth Abegg

3. März 1882, Straßburg (Strasbourg) – 8. August 1974, Berlin (West)

Portrait: Elisabeth Abegg

Elisabeth Abegg wird in Straßburg gebo­ren. Sie be­sucht das Lehrer­innen­seminar und studiert ab 1912 Geschichte, klassische Philo­logie und Roma­nistik. Anfang der 1920er Jahre zieht die promo­vierte His­tori­kerin nach Berlin und tritt eine Stelle als Ge­schichts­lehrerin im Luisen-Lyzeum an. Wäh­rend der Weimarer Repu­blik ist Elisabeth Abegg Mitglied der links­liberalen Deutschen Demo­kratischen Partei (DDP) und engagiert sich sozial.

Ge­meinsam mit ihrer Kollegin Elisabeth Schmitz und einigen ihrer Schüler­innen, darunter auch Hildegard Knies, setzt sie sich nach der Macht­über­nahme gegen die national­sozialistischen Ein­griffe in das Schul­leben zur Wehr. 1935 wird Elisabeth Abegg deshalb an eine andere Schule straf­versetzt und 1941 in den Ruhe­stand gezwungen. Im selben Jahr tritt sie der Reli­gions­gemein­schaft der Quäker bei. Nach­dem ihre enge jüdische Freundin Dr. Anna Hirschberg im Sommer 1942 depor­tiert wird, baut Elisabeth Abegg gemein­sam mit ehe­mali­gen Schüler­innen und Kolleginnen ein breites Hilfs­netz­werk auf. 

Die Hel­ferinnen und Helfer ver­stecken unter­ge­tauchte Jü­dinnen und Juden, die sich auf diese Weise einer dro­henden De­por­tation in die Ghettos und Ver­nichtungs­lager entziehen. Sie geben auch Lebens­mittel­karten weiter und organisieren gefälschte Papiere. Elisabeth Abegg versteckt zudem für einige Tage den sozial­demo­kra­tischen Widerstands­kämpfer Ernst von Harnack, als dieser nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 auf der Flucht ist.

Nach Kriegs­ende ist Elisabeth Abegg für die Quäker aktiv. Im Mai 1967 wird sie von der israe­lischen Gedenk­stätte Yad Vashem für ihre Hilfs­leistungen im National­sozialismus als Ge­rechte unter den Völkern geehrt. 

Bis zu ihrem Tod 1974 ist sie mit vielen der Geretteten eng be­freun­det. 

Weiterführendes

Martina Voigt: „Dass sie auch heute noch außerhalb der Volksgemeinschaft steht“. Die Berliner Pädagogin Elisabeth Abegg, in: Manfred Gailus/Clemens Vollnhals (Hg.): Mit Herz und Verstand – Protestantische Frauen im Widerstand gegen die NS-Rassenpolitik, Göttingen 2013, S. 49-80

Martina Voigt: Einig gegen die Trägheit der Herzen. Das Hilfsnetzwerk um Elisabeth Abegg zur Rettung jüdischer Verfolgter im Nationalsozialismus. Mit einer Erstveröffentlichung der Festschrift „Und ein Licht leuchtet in der Finsternis“ aus dem Jahr 1957, Berlin 2022