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Biografie

Suzanne Wesse

geb. Vasseur

16. Januar 1914, Calais – 18. August 1942, Berlin-Plötzensee

Portrait: Suzanne Wesse

Suzanne Vasseur wächst zu­sam­men mit drei Brü­dern in Calais auf, ihr Vater be­sitzt ein Unter­neh­men, das Spit­zen her­stellt. Sie besucht Schu­len in Notting­ham, Madrid sowie Berlin und ab­sol­viert 1930 das Bacca­lau­ré­at. 

1934 ar­bei­tet sie in der Kon­fek­tions­fir­ma Gerstel in Berlin, in der sie den In­ge­nieur Richard Wesse ken­nen­lernt. Die beiden hei­ra­ten 1936, im April 1937 kommt Toch­ter Katarina zur Welt. Ab Juni 1937 ist Suzanne Wesse als Über­set­ze­rin tätig.

1938 lernt das Paar über Richard Wesses Cousin Felix Heymann Sala und Martin Kochmann ken­nen und schließt sich der Grup­pe um Herbert Baum an. Zu Sala und Martin Kochmann ent­wi­ckelt sich eine en­ge Freund­schaft. 

Suzanne Wesse stellt Ver­bin­dun­gen zu aus­län­di­schen Zwangs­ar­bei­te­rin­nen und Zwangs­ar­bei­tern her und hält Kon­takt zu Kriegs­ge­fan­ge­nen, da­run­ter zu ihrem Bru­der Auguste-Louis Vasseur, der sich in einem La­ger nahe Lucken­walde be­fin­det. Sie kann Infor­ma­tio­nen und ille­ga­le Druck­schrif­ten wei­ter­ge­ben.

Nach dem Brand­an­schlag auf die NS-Pro­pa­gan­da­aus­stel­lung „Das Sowjet­pa­ra­dies“ durch den Kreis um Herbert Baum am 18. Mai 1942 wird die Wider­stands­grup­pe ent­tarnt. 

Gemein­sam mit ihrem Mann wird Suzanne Wesse am 23. Mai 1942 fest­ge­nom­men. Richard Wesse, der nach den ras­sis­ti­schen „Nürn­ber­ger Ge­set­zen“ als „Halb­jude“ gilt, wird drei Wo­chen nach der Fest­nah­me wieder aus der Haft ent­las­sen und über­lebt das Kriegs­en­de. 

Suzanne Wesse wird am 16. Juli 1942 vom Son­der­ge­richt V bei dem Land­ge­richt Berlin in Berlin zum Tode ver­ur­teilt und am 18. August 1942 im Straf­ge­fäng­nis Berlin-Plötzen­see ermordet. 

Seit 2017 erin­nert in Berlin-Charlot­ten­burg vor dem Wohn­haus der Familie in der Leibniz­straße 72 ein Stol­per­stein an Suzanne Wesse.   

Portrait: Suzanne Wesse

Suzanne Wesse 

Weiterführendes

Konrad Kwiet/Helmut Eschwege: Selbstbehauptung und Widerstand. Deutsche Juden im Kampf um Existenz und Menschenwürde 1933-1945, Hamburg 1984 

Michael Kreutzer: Die Suche nach einem Ausweg, der es ermöglicht, in Deutschland als Mensch zu leben. Zur Geschichte der Widerstandsgruppen um Herbert Baum, in: Wilfried Löhken/Werner Vathke (Hg.): Juden im Widerstand. Drei Gruppen zwischen Überlebenskampf und politischer Aktion, Berlin 1993, S. 95-158 

Regina Scheer: Im Schatten der Sterne. Eine jüdische Widerstandsgruppe, Berlin 2004