Suzanne Vasseur wächst zusammen mit drei Brüdern in Calais auf, ihr Vater besitzt ein Unternehmen, das Spitzen herstellt. Sie besucht Schulen in Nottingham, Madrid sowie Berlin und absolviert 1930 das Baccalauréat.
1934 arbeitet sie in der Konfektionsfirma Gerstel in Berlin, in der sie den Ingenieur Richard Wesse kennenlernt. Die beiden heiraten 1936, im April 1937 kommt Tochter Katarina zur Welt. Ab Juni 1937 ist Suzanne Wesse als Übersetzerin tätig.
1938 lernt das Paar über Richard Wesses Cousin Felix Heymann Sala und Martin Kochmann kennen und schließt sich der Gruppe um Herbert Baum an. Zu Sala und Martin Kochmann entwickelt sich eine enge Freundschaft.
Suzanne Wesse stellt Verbindungen zu ausländischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern her und hält Kontakt zu Kriegsgefangenen, darunter zu ihrem Bruder Auguste-Louis Vasseur, der sich in einem Lager nahe Luckenwalde befindet. Sie kann Informationen und illegale Druckschriften weitergeben.
Nach dem Brandanschlag auf die NS-Propagandaausstellung „Das Sowjetparadies“ durch den Kreis um Herbert Baum am 18. Mai 1942 wird die Widerstandsgruppe enttarnt.
Gemeinsam mit ihrem Mann wird Suzanne Wesse am 23. Mai 1942 festgenommen. Richard Wesse, der nach den rassistischen „Nürnberger Gesetzen“ als „Halbjude“ gilt, wird drei Wochen nach der Festnahme wieder aus der Haft entlassen und überlebt das Kriegsende.
Suzanne Wesse wird am 16. Juli 1942 vom Sondergericht V bei dem Landgericht Berlin in Berlin zum Tode verurteilt und am 18. August 1942 im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee ermordet.
Seit 2017 erinnert in Berlin-Charlottenburg vor dem Wohnhaus der Familie in der Leibnizstraße 72 ein Stolperstein an Suzanne Wesse.
Personen
Weiterführendes
Konrad Kwiet/Helmut Eschwege: Selbstbehauptung und Widerstand. Deutsche Juden im Kampf um Existenz und Menschenwürde 1933-1945, Hamburg 1984
Michael Kreutzer: Die Suche nach einem Ausweg, der es ermöglicht, in Deutschland als Mensch zu leben. Zur Geschichte der Widerstandsgruppen um Herbert Baum, in: Wilfried Löhken/Werner Vathke (Hg.): Juden im Widerstand. Drei Gruppen zwischen Überlebenskampf und politischer Aktion, Berlin 1993, S. 95-158
Regina Scheer: Im Schatten der Sterne. Eine jüdische Widerstandsgruppe, Berlin 2004