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Biografie

Maria Terwiel

7. Juni 1910, Boppard – 5. August 1943, Berlin-Plötzensee

Portrait: Maria Terwiel

Maria Terwiel wird 1910 als Toch­ter eines Juris­ten in Boppard am Rhein ge­bo­ren. Sie stu­diert in Frei­burg und Mün­chen Rechts­wis­sen­schaf­ten und lernt an der Uni­ver­si­tät ih­ren spä­te­ren Ver­lob­ten Helmut Him­pel ken­nen. 

Da ihr aufgrund der jüdi­schen Her­kunft ihrer Mut­ter die Anmel­dung zum Ex­amen ver­wei­gert wird, kann sie ihr Studium nicht be­en­den und kehrt zu ihrer Familie zurück, die inzwi­schen in Berlin lebt. Sie ver­dient ih­ren Le­bens­un­ter­halt als Se­kre­tä­rin in ei­nem Textil­unter­neh­men. Ihr Ver­lob­ter, den sie aus „ras­si­schen Grün­den” nicht heira­ten darf, baut ei­ne Zahn­arzt­pra­xis auf.

Ge­mein­sam ge­lingt es dem Paar, ver­folgte Jü­din­nen und Ju­den ille­gal mit Le­bens­mit­tel­mar­ken und Aus­wei­sen zu un­ter­stüt­zen. 

1939/40 neh­men bei­de Kon­takt zum Kreis der Roten Ka­pelle um Harro Schulze-Boy­sen auf und wir­ken an den Ak­tio­nen der Wi­der­stands­gruppe mit. So ver­viel­fäl­tigt die gläubige Katholikin 1941 die Pre­dig­ten des Müns­te­ra­ner Bi­schofs Clemens August Graf von Galen gegen die als „Eu­tha­na­sie” be­zeich­ne­ten Mor­de so­wie 1942 das Flug­blatt „Die Sor­ge um Deutsch­lands Zu­kunft geht durch das Volk” von Harro Schul­ze-Boy­sen und John Sieg. 

In der Nacht vom 17. auf den 18. Mai 1942 beteiligt sich Maria Terwiel an der Zet­tel­kle­be­ak­tion ge­gen die anti­so­wje­ti­sche Pro­pa­gan­da­aus­stel­lung „Das So­wjet­pa­ra­dies”. 

Maria Terwiel wird Mit­te Sep­tem­ber 1942 fest­ge­nom­men, am 26. Januar 1943 vom Reichs­kriegs­ge­richt zum To­de ver­ur­teilt und am 5. August 1943 in Berlin-­Plötzen­see er­mor­det.

Nach 1945 werden in meh­re­ren Städ­ten Stra­ßen nach ihr be­nannt. Seit 2012 erin­nert ein Stol­per­stein in Berlin-Char­lotten­burg in der Liet­zen­bur­ger Straße 72, wo sie seit 1940 mit Helmut Himpel lebte, an Maria Terwiel.     

Weiterführendes

Johannes Tuchel: Maria Terwiel und Helmut Himpel. Christen in der Roten Kapelle, in: Hans Coppi/Jürgen Danyel/Johannes Tuchel (Hrsg.): Die Rote Kapelle im Widerstand gegen den Nationalsozialismus, Berlin 1994, S. 213-225 

Johannes Tuchel: „... wenn man bedenkt, wie jung wir sind, so kann man nicht an den Tod glauben.” Liane Berkowitz, Friedrich Rehmer und die Widerstandsaktionen der Berliner Roten Kapelle, in: Stiftung Gedenkstätte Deutscher Widerstand (Hg.): Schriftenreihe Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus, Band 1, Berlin 2022