Hildegard Schaeder wächst in gutbürgerlichen Verhältnissen auf. Ihr Vater Erich ist Theologieprofessor, ihre Mutter Anna Kinder- und Jugendbuchautorin. Nach dem Abitur studiert Hildegard Schaeder in Breslau (Wrocław) und Hamburg klassische und slawische Philologie, osteuropäische Geschichte, Byzantinistik und Philosophie. Sie schließt ihr Studium 1927 in Hamburg mit einer Promotion ab und erhält anschließend ein Stipendium für ihre Forschungen zu politischen Ideen im Russland des 19. Jahrhunderts.
Mehrere Forschungsreisen führen Hildegard Schaeder nach Prag, wo sie sich auch zum Zeitpunkt der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 aufhält. Sie kehrt nach Deutschland zurück und ist als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Pressestelle des Preußischen Geheimen Staatsarchivs tätig.
1934 schließt sie sich der Bekennenden Kirche an, die dem Nationalsozialismus ablehnend gegenübersteht. Sie besucht die Jesus-Christus-Kirche in Berlin-Dahlem, in der Pfarrer Martin Niemöller predigt und arbeitet in einer Gruppe innerhalb der Gemeinde mit.
Diese Gruppe, zu der auch Elisabeth Schmitz und Helene Jacobs gehören, leistet Hilfe für verfolgte Jüdinnen und Juden. Im September 1943 wird Hildegard Schaeder verraten und festgenommen. Sie kommt zunächst in das Polizeigefängnis am Berliner Alexanderplatz und wird von dort 1944 in das KZ Ravensbrück verbracht, wo sie bis zur Befreiung des Lagers im Frühjahr 1945 bleiben muss.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ist Hildegard Schaeder wieder für die evangelische Kirche aktiv und lehrt als Professorin in Frankfurt am Main.
Aufgrund ihrer Hilfe für verfolgte Jüdinnen und Juden im Nationalsozialismus wird sie von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem nach ihrem Tod als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt.
Personen
Weiterführendes
Hans-Rainer Sandvoß: Widerstand in Steglitz und Zehlendorf, Berlin 1986, S. 192-194
Gerlind Schwöbel: Leben gegen den Tod. Hildegard Schaeder: Ostern im KZ, Frankfurt am Main, 1995
Jutta von Freyberg/Ursula Krause-Schmitt: Moringen, Lichtenburg, Ravensbrück. Frauen im Konzentrationslager 1933-1945. Lesebuch zur Ausstellung, Hamburg 1997, S. 117-119