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Biografie

Uschi Littmann

8. Dezember 1921, Berlin – 25. August 2016, Amsterdam

Portrait: Uschi Littmann

Ursula Littmann, ge­nannt Uschi, wächst in einer jü­di­schen Fami­lie in Ber­lin auf. Ihre El­tern kom­men ur­sprüng­lich aus Polen. Der Vater stirbt 1927, des­we­gen muss ihre Mutter alleine für den Un­ter­halt der Fami­lie sor­gen. Uschi Littmann be­sucht nach der Schu­le eine Lese­stube in der Oranien­bur­ger Straße.

Ab Mitte der 1930er Jahre en­ga­giert sie sich im Ring-Bund jü­di­sche Ju­gend, wo sie Herbert Baum kennen­lernt. Um Herbert und seine Frau Marianne Baum bil­det sich eine kom­muni­stische Widerstands­gruppe, der sich Uschi Littmann an­schließt. Auch ihre Freun­din Hella Hirsch ge­hört zur Gruppe. Zu­sam­men kleben sie Pro­test­zettel an Häuser­wände.

Weil ihr als Jü­din der Zu­gang zu einer weiter­führen­den Schule ver­wehrt wird, be­ginnt Uschi Littmann 1935 eine Aus­bil­dung zur Hut­macher­in in einem jü­di­schen Ge­schäft in Berlin.

Am 9. No­vem­ber 1938, dem Tag der Novem­ber­po­gro­me, ar­bei­tet sie dort.

„Die Horde kam rein und begann, alles kaputt­zumachen. Ich bin mit einem anderen Mädel ge­flüch­tet über den Hof nach dem Keller. Und da haben wir ge­sessen, bis der Lärm vorbei war.“

Interview mit Uschi Littmann, 2015

Im Keller des Ladens ve­rsteckt, muss sie mit an­hö­ren, wie über ihr alles zer­stört wird. An die­sem Abend be­schließt sie mit ihrer Familie, nach Amster­dam zu flie­hen. Mit Hil­fe einer Freun­din der Schwe­ster können sie heim­lich die Gren­ze über­que­ren. 

Nach dem deut­schen Ein­marsch in die Nieder­lande im Mai 1940 taucht Uschi Littmann unter. Sie en­ga­giert sich mit ihrem Freund Max Rubin­stein in der Wider­stands­gruppe Tehuis Oosteinde, ur­sprüng­lich als An­lauf­stelle für jun­ge jü­di­sche Flücht­linge aus Deut­schland ge­grün­det. Die Grup­pe schmug­gelt Jü­din­nen und Ju­den aus einem Sammel­lager. 

Uschi Littmann be­sorgt sich einen Aus­weis mit fal­schem Na­men und über­nimmt Kurier­dienste für die Grup­pe. Noch im Unter­grund hei­ratet sie Max Rubinstein. Bei­de über­leben.

Portrait: Uschi Littmann

Uschi Littmann 

Weiterführendes

Eric Brothers: Berlin ghetto. Herbert Baum and the anti-fascist resistance, Strout 2012

Ingrid Strobl: Die Angst kam erst danach. Jüdische Frauen im Widerstand in Europa 1939-1945, Frankfurt am Main 1998