Hella Hirsch besucht von 1927 bis 1937 die Volks- und Mittelschule und absolviert danach bis 1939 eine kaufmännische Ausbildung. Ab Juni 1939 arbeitet sie als Sprechstundenhilfe in der Augenarztpraxis Dr. Fritz Hirschfeld.
Seit 1934 sind sie und ihre zwei Jahre jüngere Schwester Alice gemeinsam mit ihrer Freundin Uschi Littmann in einer Jugendgruppe des Ring, Bund der Jüdischen Jugend aktiv, wo sie Herbert Baum kennenlernen. Ab Winter 1938 werden sie Teil der sich um ihn und seine Frau Marianne gruppierenden Widerstandsgruppe.
Fall ich, so fall ich –
steig ich, so steig ich,
doch immer aufrecht will ich bestehen,
selbst im zermalmenden Sturz.
Eintrag von Hella Hirsch im Album von Uschi Littmann, 9. Dezember 1938
Ab Juni 1941 wird Hella Hirsch als Jüdin zur Zwangsarbeit im Aceta-Werk, einer Filiale der IG Farben in Berlin-Rummelsburg, verpflichtet. Nach dem Brandanschlag auf die Propagandaausstellung „Das Sowjetparadies“ im Berliner Lustgarten am 18. Mai 1942 wird die Gruppe um Herbert und Marianne Baum aufgedeckt.
Die beiden Schwestern werden am 8. Juli 1942 festgenommen. Hella Hirsch wird am 10. Dezember 1942 vom „Volksgerichtshof” zum Tode verurteilt und zwei Tage vor ihrem 22. Geburtstag, am 4. März 1943, im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee ermordet.
Ihre Schwester Alice, die vom „Volksgerichtshof” zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt worden ist, wird am 8. Dezember 1943 im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ermordet. Die Eltern Hannchen und Jakob werden am 17. März 1943 nach Theresienstadt deportiert.
Heute erinnert der Alice-und-Hella-Hirsch-Ring in Berlin-Lichtenberg im Ortsteil Rummelsburg an die beiden ermordeten Schwestern. 2022 wurden in Berlin-Mitte vor ihrem ehemaligen Wohnhaus in der Auguststraße 49a Stolpersteine für Hannchen, Jakob, Hella und Alice Hirsch verlegt.
Weiterführendes
Konrad Kwiet/Helmut Eschwege: Selbstbehauptung und Widerstand deutscher Juden. Der Kampf um Existenz und Menschenwürde, Hamburg 1984
Michael Kreutzer: Die Suche nach einem Ausweg, der es ermöglicht, in Deutschland zu leben. Zur Geschichte der Widerstandsgruppen um Herbert Baum, in: Wilfried Löhken/Werner Vathke (Hg.): Juden im Widerstand. Drei Gruppen zwischen Überlebenskampf und politischer Aktion. Berlin 1939-1945, Berlin 1993, S. 95-158
Regina Scheer: Im Schatten der Sterne. Eine jüdische Widerstandsgruppe, Berlin 2004
Regina Scheer: Die Herbert-Baum-Gruppe, in: Zentralrat der Juden in Deutschland (Hg.): Die jüdische Jugendbewegung. Eine Geschichte von Aufbruch und Erneuerung, S. 242-249