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Biografie

Annedore Leber

geb. Rosenthal

18. März 1904, Berlin – 28. Oktober 1968, Berlin (West)

Portrait: Annedore Leber

Anne­dore Rosen­thal wächst in Berlin, Für­sten­wal­de und Lübeck auf. Nach dem Abi­tur, das sie ex­tern ab­legt, stu­diert sie Rechts­wis­sen­schaf­ten in München. Sie bricht das Stu­dium jedoch ab und ab­sol­viert eine Leh­re als Schneid­e­rin in Berlin, die sie 1935 mit der Meis­ter­prü­fung ab­schließt. 1927 heiratet sie gegen den Wil­len ihrer Eltern den sozi­al­demo­kra­tischen Reichs­tags­ab­ge­ord­neten Julius Leber, das Paar bekommt zwei Kinder. Anne­dore Leber schließt sich eben­falls der SPD an.

Schon un­mit­tel­bar nach der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Macht­über­nah­me wird ihr Mann in „Schutz­haft“ ge­nom­men und ins Kon­zen­trations­lager Sach­sen­hau­sen ver­schleppt. Sie bemüht sich in­ten­siv um seine Frei­las­sung und sorgt in dieser Zeit als Schnei­de­rin für den Leben­sunter­halt der Familie. 

Nach der Ent­las­sung Julius Lebers 1937 ist das Paar ge­mein­sam im Wider­stand aktiv. Sie unter­halten Kon­tak­te zu sozial­de­mo­kra­tischen und bür­ger­li­chen Wider­stands­grup­pen wie dem Krei­sau­er Kreis. 

Als ihr Mann am 5. Juli 1944 erneut in Haft kommt, wird Anne­dore Leber von August bis Ende Sep­tem­ber 1944 in „Sip­pen­haft“ genom­men, ihre Kinder werden zwangs­wei­se in einer anderen Familie unter­ge­bracht. Julius Leber wird zum Tode ver­ur­teilt und am 5. Januar 1945 in Berlin-Plöt­zen­see hin­ge­rich­tet.

Nach dem Ende der natio­nal­sozia­lis­ti­schen Herr­schaft enga­giert sich Anne­dore Leber wieder in der SPD. Aus Prot­est gegen die Zwangs­ver­eini­gung von KPD und SPD zur SED legt sie im Febru­ar 1946 jedoch ihre Partei­ämter nieder und wech­selt an­schlie­ßend in die West­zo­nen-SPD. Von 1963 bis 1967 ist sie gewähl­tes Mit­glied im Berliner Ab­ge­ord­ne­ten­haus.

Anne­dore Leber ist zudem publi­zis­tisch tätig und ver­öf­fent­licht mit dem 1954 er­schie­ne­nen Buch „Das Gewissen steht auf. 64 Le­bens­bil­der aus dem deut­schen Wider­stand 1933–1945” eines der frü­hes­ten Werke über den Wider­stand gegen den Natio­nal­so­zia­lis­mus.

1968 stirbt sie in Berlin. Ihre letzte Ruhe­stätte auf dem Wald­fried­hof Zehlen­dorf wird 1970 zum Ehren­grab erklärt.

Portrait: Annedore Leber

Annedore Leber 

Weiterführendes

Werner Breunig/Andreas Herbst: Biografisches Handbuch der Berliner Stadtverordneten und Abgeordneten 1946-1963, Berlin 2011, S. 164

Frauke Geyken: Wir standen nicht abseits. Frauen im Widerstand gegen Hitler, München 2014