Annedore Rosenthal wächst in Berlin, Fürstenwalde und Lübeck auf. Nach dem Abitur, das sie extern ablegt, studiert sie Rechtswissenschaften in München. Sie bricht das Studium jedoch ab und absolviert eine Lehre als Schneiderin in Berlin, die sie 1935 mit der Meisterprüfung abschließt. 1927 heiratet sie gegen den Willen ihrer Eltern den sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Julius Leber, das Paar bekommt zwei Kinder. Annedore Leber schließt sich ebenfalls der SPD an.
Schon unmittelbar nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wird ihr Mann in „Schutzhaft“ genommen und ins Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt. Sie bemüht sich intensiv um seine Freilassung und sorgt in dieser Zeit als Schneiderin für den Lebensunterhalt der Familie.
Nach der Entlassung Julius Lebers 1937 ist das Paar gemeinsam im Widerstand aktiv. Sie unterhalten Kontakte zu sozialdemokratischen und bürgerlichen Widerstandsgruppen wie dem Kreisauer Kreis.
Als ihr Mann am 5. Juli 1944 erneut in Haft kommt, wird Annedore Leber von August bis Ende September 1944 in „Sippenhaft“ genommen, ihre Kinder werden zwangsweise in einer anderen Familie untergebracht. Julius Leber wird zum Tode verurteilt und am 5. Januar 1945 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft engagiert sich Annedore Leber wieder in der SPD. Aus Protest gegen die Zwangsvereinigung von KPD und SPD zur SED legt sie im Februar 1946 jedoch ihre Parteiämter nieder und wechselt anschließend in die Westzonen-SPD. Von 1963 bis 1967 ist sie gewähltes Mitglied im Berliner Abgeordnetenhaus.
Annedore Leber ist zudem publizistisch tätig und veröffentlicht mit dem 1954 erschienenen Buch „Das Gewissen steht auf. 64 Lebensbilder aus dem deutschen Widerstand 1933–1945” eines der frühesten Werke über den Widerstand gegen den Nationalsozialismus.
1968 stirbt sie in Berlin. Ihre letzte Ruhestätte auf dem Waldfriedhof Zehlendorf wird 1970 zum Ehrengrab erklärt.
Personen
Weiterführendes
Werner Breunig/Andreas Herbst: Biografisches Handbuch der Berliner Stadtverordneten und Abgeordneten 1946-1963, Berlin 2011, S. 164
Frauke Geyken: Wir standen nicht abseits. Frauen im Widerstand gegen Hitler, München 2014