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Biografie

Marie Juchacz

geb. Gohlke

15. März 1879, Landsberg an der Warthe – 28. Januar 1956, Düsseldorf

Portrait: Marie Juchacz

Marie Gohlke arbeitet nach der Volks­schule als Dienst­mädchen, Fabrik­arbei­terin und Kranken­pflegerin. Sie heiratet den Schnei­der­meister Bernhard Juchacz, mit dem sie zwei Kinder hat. Die Ehe wird jedoch 1906 geschieden. 

Als Frauen 1908 endlich Mit­glied in politischen Parteien und Organi­satio­nen werden dürfen, tritt sie in die SPD ein. Von 1913 bis 1917 ist sie als Partei­sekretärin für Frauen­fragen in Köln tätig. Unter ihrer Leitung wird im Dezember 1919 in der SPD die Arbei­ter­wohl­fahrt (AWO) gegründet, deren erste Vor­sit­zen­de sie bis 1933 ist. In dieser Position trägt Marie Juchacz im ent­schei­den­den Maße zur Moder­nisierung und Professio­nali­sierung der sozi­alen Berufe bei.

Marie Juchacz wird 1919 als eine von 37 Frauen in die verfassung­gebende deutsche National­ver­sammlung ge­wählt und en­gagiert sich für die politische Gleich­be­rech­ti­gung von Frauen. Ob­wohl Frauen nicht Mit­glied im 1924 zum Schutz der ersten deut­schen Demokratie ge­grün­deten Reichs­banner Schwarz-Rot-Gold werden können, versucht sie mit Bei­trägen in der „IllustriertenReichs­banner-Zeitung“ die Wählerinnen von repu­blik­anischen Positionen zu über­zeugen. 

Nach der Macht­über­nah­me der National­sozialisten flieht Marie Juchacz ins Saar­gebiet, 1935 nach Frankreich. Mit einem Not­visum gelangt sie 1941 nach New York. Von dort schickt sie mit der 1945 ge­gründeten „Arbeiter­wohlfahrt USA – Hilfe für die Opfer des National­sozialis­mus“ nach Kriegs­ende Hilfs­pakete nach Deutsch­land. 1949 kehrt Marie Juchacz aus dem Exil nach Deutsch­land zurück und wird Ehren­vor­sit­zen­de der AWO.

Marie Juchacz ist in der Bun­des­republik viel­fach geehrt worden. So vergibt die Arbei­ter­wohl­fahrt seit 1969 die Marie-Juchacz-Plakette, das Land Rheinlad-Pfalz seit 2019 den Marie Juchacz-Frauen­preis. Nahe des Berliner Mehring­platzes wird ihr Ein­satz für die Demokratie seit 2017 mit einem Denk­mal ge­würdigt. 

Portrait: Marie Juchacz

Marie Juchacz 

Weiterführendes

Lotte Lemke: Marie Juchacz. Gründerin der Arbeiterwohlfahrt 1879-1956, Donauwörth 1979

Dertinger, Antje: „Für Sozialpolitik besonders geeignet”. Marie Juchacz - Parlamentarierin und Gründerin der Arbeiterwohlfahrt, in: Das Parlament, Nr. 51-52, 24./31.12.1983

Susanne Miller: „Die Parlamentarierinnen der ersten Generation sind ihren Lebenszielen treu geblieben”, in: Antje Huber (Hg.): Die Sozialdemokratinnen. Verdient die Nachtigall Lob, wenn sie singt?, Stuttgart 1984, S. 39 ff.

Lydia Struck: „Mir geht so vieles durch den Kopf und durchs Herz.” Marie Juchacz. Briefe und Gedanken zum Neuanfang der AWO, hg. vom AWO Bundesverband, Berlin 2014