zu den Biografien

Biografie

Charlotte Gross

geb. Behr

6. März 1905, Samter (Szamotuły) – 20. April 1999, Hamburg

Portrait: Charlotte Gross

Aufge­wachsen mit vier Geschwistern, muss Charlotte Behr früh Verant­wortung über­nehmen – ihre Mutter stirbt, als sie noch jugendlich ist. Sie kümmert sich nach ihrer Schul­entlassung noch einige Jahre um den Haus­halt und ihre Geschwister in Berlin, bis der Vater erneut heiratet und weg­zieht.

Charlotte Behr enga­giert sie sich in den 1920er Jahren zu­nächst im Kommunis­tischen Jugend­verband (KJVD) und ab 1927 in der Kom­munis­tischen Partei. Als Arbeiterin bei der Berliner Firma „Tele­gra­phen­bau“, wird sie in den Betriebs­rat gewählt. Im Herbst 1929 zieht Charlotte Behr mit ihrem Partner, dem Kommunisten Otto Wahls, nach Ham­burg. 

Das Paar ist ab 1933 im Wider­stand gegen den National­sozialismus aktiv. Ihr Verlobter muss unter­tauchen. Nachdem die Gestapo seiner nicht habhaft werden kann, wird Charlotte Behr 1933 festge­nommen. Zusammen mit 32 anderen Frauen leistet sie im Unter­suchungs­gefängnis Hamburg-Holsten­glacis Wider­stand gegen die Haftbedingungen. Die Frauen treten in einen Hunger­streik. Nach vier Monaten kommt Charlotte Behr frei.

„Und das war immer noch der Druck bei den Verhören … Deine Tochter kommt ins Waisenhaus, die erziehen wir in unserem Sinne.“ 

Charlotte Gross in einem Interview, 1987

Sie bekommt zwei Kinder, 1935 wird Tochter Vera geboren, Sohn Etkar kommt 1937 in der Haft zur Welt. Ins­gesamt wird Charlotte Behr sechs­mal fest­genommen und muss meh­rere Jahre in ver­schiedenen Haft­anstal­ten und Kon­zentrations­lagern verbringen. Nach ihrer Frei­lassung aus dem KZ Lichten­burg im Frühjahr 1939 heiratet sie Walter Gross, den Vater ihres Sohnes. 1944 kommt Walter Gross ums Leben. 

Ab 1942 schmuggelt Charlotte Gross für die Widerstandsgruppe um Franz Jacob und Anton Saefkow illegale Zeit­schriften zwischen Hamburg und Berlin. Sie wird im Sommer 1944 erneut inhaftiert und vor dem „Volks­gerichtshof“ zu zehn Jahren Haft verurteilt. 

Anfang 1945 gelingt ihr während des Todes­marschs vom Zucht­haus Jauer die Flucht. Charlotte Gross überlebt, arbeitet im Hamburger Entschädigungs­ausschuss mit und engagiert sich in der Hamburger Sektion der Vereinigung der Verfolgten des Nazi­regimes (VVN).

Portrait: Charlotte Gross

Charlotte Gross 

Interview mit Charlotte Gross

Weiterführendes

Gerda Zorn/Gertrud Meyer: Frauen gegen Hitler. Berichte aus dem Widerstand 1933-1945, Frankfurt am Main 1974 

Henning Fischer: Überlebende als Akteurinnen. Die Frauen der Lagergemeinschaften Ravensbrück: Biografische Erfahrung und politisches Handeln, 1945 bis 1989, Konstanz/München 2018