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Biografie

Anna Götze

6. April 1875, Leipzig – 18. Juli 1958, Leipzig

Portrait: Anna Götze

Anna Götze arbeitet als Fal­ze­rin und ist von 1897 bis 1917 Mit­glied der SPD. Nach einer mehr­jäh­ri­gen Mit­glied­schaft im so­zia­lis­ti­schen Spa­rta­kus­bund wird sie An­fang der 1920er Jah­re in der anar­chis­ti­schen Fre­ien Ar­bei­ter-Union Deutsch­lands (FAUD) ak­tiv.

Anna Götze lehnt die Ehe als Ins­ti­tu­tion ab und lebt un­ver­hei­ra­tet mit ihrem Le­bens­ge­fähr­ten Ferdinand Hinrich Töpfer, der 1917 stirbt, zu­sam­men. Das Paar hat fünf ge­mein­sa­me Kin­der. Durch die Poli­ti­sie­rung im Eltern­haus sind drei ihrer Kin­der, Irma, Ferdi­nand und Walde­mar, früh in der FAUD und der anar­chis­ti­schen Jugend­grup­pe Leip­zi­ger Meuten aktiv.

Nach der Macht­über­nah­me durch die Natio­nal­so­zialis­ten hält Anna Götze die Ver­bin­dung der Leip­zi­ger Anar­cho­syn­di­ka­lis­tin­nen und -syn­di­ka­lis­ten un­ter­ei­nan­der auf­recht. Ihre Woh­nung in der Sigis­mund­straße 6 dient als heim­li­cher Treff­punkt. 

Anna Götze be­tei­ligt sich an der Her­stel­lung ille­ga­ler Schrif­ten und un­ter­nimmt Ku­rier­fahr­ten. 1935 erst­mals in­haf­tiert, wird sie im Oktober 1937 er­neut fest­ge­nom­men und im April 1938 vom „Volks­ge­richts­hof” wegen „Vor­be­rei­tung zum Hoch­ve­rrat” zu drei Jah­ren Zucht­haus ver­ur­teilt. 

Nach ihrer Ent­las­sung aus dem Zucht­haus Wald­heim wird sie wie viele andere Geg­ne­rin­nen des NS-Regimes in das KZ Ra­vens­brück ver­schleppt. Aus dem KZ hält sie Kontakt mit ihren Kindern Irma und Ferdinand sowie zu ihrer Enke­lin Anne­marie, die Ende der 1930er Jah­re im Spa­ni­schen Bür­ger­krieg in anar­chis­ti­schen Krei­sen aktiv sind und danach unter ande­rem in Frank­reich im Exil leben.

Im August 1944 wird Anna Götzes Tochter Irma, die zuvor eine Haft­stra­fe im Zucht­haus Wald­heim er­lei­den muss­te, eben­falls in das KZ Ravens­brück ver­bracht. So sehen sich Mutter und Tochter nach neun Jahren Tren­nung wieder. Wäh­rend des Todes­mar­sches der Häft­lin­ge im April 1945 ge­lingt den bei­den gemein­sam die Flucht.

Anna Götze lebt bis zu ihrem Tod 1958 in Leipzig.

Portrait: Anna Götze

Anna Götze 

Weiterführendes

Andreas G. Graf: Selbstbehauptung und Widerstand deutscher Anarchisten und Anarcho-Syndikalisten, in: Andreas G. Graf (Hg.): Anarchisten gegen Hitler. Anarchisten, Anarcho-Syndikalisten, Rätekommunisten in Widerstand und Exil, Berlin 2001, S. 35-61

Andreas G. Graf: Widerstand von Anarchisten und Anarcho-Syndikalisten gegen den Nationalsozialismus, in: Johannes Tuchel (Hg.): Der vergessene Widerstand. Zu Realgeschichte und Wahrnehmung des Kampfes gegen die NS-Diktatur (Dachauer Symposien zur Zeitgeschichte, Bd. 5, hg. im Auftrag der Stadt Dachau und des Jugendgästehauses Dachau von Bernhard Schoßig), Göttingen 2005, S. 39-62

Henning Fischer: Frauen im Widerstand. Deutsche politische Häftlinge im Frauen-KZ Ravensbrück. Geschichte und Nachgeschichte, in: Schriftenreihe der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten (Bd. 62, hg. im Auftrag von der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück), Berlin 2020