Anna Götze arbeitet als Falzerin und ist von 1897 bis 1917 Mitglied der SPD. Nach einer mehrjährigen Mitgliedschaft im sozialistischen Spartakusbund wird sie Anfang der 1920er Jahre in der anarchistischen Freien Arbeiter-Union Deutschlands (FAUD) aktiv.
Anna Götze lehnt die Ehe als Institution ab und lebt unverheiratet mit ihrem Lebensgefährten Ferdinand Hinrich Töpfer, der 1917 stirbt, zusammen. Das Paar hat fünf gemeinsame Kinder. Durch die Politisierung im Elternhaus sind drei ihrer Kinder, Irma, Ferdinand und Waldemar, früh in der FAUD und der anarchistischen Jugendgruppe Leipziger Meuten aktiv.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten hält Anna Götze die Verbindung der Leipziger Anarchosyndikalistinnen und -syndikalisten untereinander aufrecht. Ihre Wohnung in der Sigismundstraße 6 dient als heimlicher Treffpunkt.
Anna Götze beteiligt sich an der Herstellung illegaler Schriften und unternimmt Kurierfahrten. 1935 erstmals inhaftiert, wird sie im Oktober 1937 erneut festgenommen und im April 1938 vom „Volksgerichtshof” wegen „Vorbereitung zum Hochverrat” zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt.
Nach ihrer Entlassung aus dem Zuchthaus Waldheim wird sie wie viele andere Gegnerinnen des NS-Regimes in das KZ Ravensbrück verschleppt. Aus dem KZ hält sie Kontakt mit ihren Kindern Irma und Ferdinand sowie zu ihrer Enkelin Annemarie, die Ende der 1930er Jahre im Spanischen Bürgerkrieg in anarchistischen Kreisen aktiv sind und danach unter anderem in Frankreich im Exil leben.
Im August 1944 wird Anna Götzes Tochter Irma, die zuvor eine Haftstrafe im Zuchthaus Waldheim erleiden musste, ebenfalls in das KZ Ravensbrück verbracht. So sehen sich Mutter und Tochter nach neun Jahren Trennung wieder. Während des Todesmarsches der Häftlinge im April 1945 gelingt den beiden gemeinsam die Flucht.
Anna Götze lebt bis zu ihrem Tod 1958 in Leipzig.
Personen
Weiterführendes
Andreas G. Graf: Selbstbehauptung und Widerstand deutscher Anarchisten und Anarcho-Syndikalisten, in: Andreas G. Graf (Hg.): Anarchisten gegen Hitler. Anarchisten, Anarcho-Syndikalisten, Rätekommunisten in Widerstand und Exil, Berlin 2001, S. 35-61
Andreas G. Graf: Widerstand von Anarchisten und Anarcho-Syndikalisten gegen den Nationalsozialismus, in: Johannes Tuchel (Hg.): Der vergessene Widerstand. Zu Realgeschichte und Wahrnehmung des Kampfes gegen die NS-Diktatur (Dachauer Symposien zur Zeitgeschichte, Bd. 5, hg. im Auftrag der Stadt Dachau und des Jugendgästehauses Dachau von Bernhard Schoßig), Göttingen 2005, S. 39-62
Henning Fischer: Frauen im Widerstand. Deutsche politische Häftlinge im Frauen-KZ Ravensbrück. Geschichte und Nachgeschichte, in: Schriftenreihe der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten (Bd. 62, hg. im Auftrag von der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück), Berlin 2020