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Biografie

Marianne Baum

geb. Cohn

9. Februar 1912, Saarebourg – 18. August 1942, Berlin-Plötzensee

Portrait: Marianne Baum

Marianne Cohn wächst bis 1920 im el­säs­si­schen Saarebourg auf, an­schlie­ßend lebt die Familie in Thurn und dann in Berlin. Bereits um 1928 lernt sie ihren späteren Ehe­mann Herbert Baum in der Deutsch-Jüdischen Jugend­gemein­schaft kennen. 1931 tritt sie in den Kom­mu­nis­tischen Jugend­verband Deutsch­lands (KJVD) ein.  

Nach 1933 beteiligt sie sich am kom­mu­nis­tischen Wider­stands­kampf, einige ihrer Freun­de wählen den Weg der Emi­gra­tion. Marianne und Herbert Baum suchen An­schluss an jüdi­sche Grup­pen, weil die illegale KPD-Füh­rung Jü­din­nen und Ju­den zu­meist aus dem engeren Füh­rungs­kreis aus­schließt, um so die Gefahr der Auf­de­ckung zu ver­rin­gern. 

1938/39 bildet sich um Marianne und Herbert Baum eine neue Gruppe, die nach dem Verbot jüdi­scher Organisa­tionen im Jahr 1939 an­wächst. Ihre Mitglieder verstehen sich als deut­sche Kom­mu­nis­tinnen und Kom­mu­nis­ten jüdischer Her­kunft. Seit 1940/41 stoßen jün­gere Zwangs­arbei­te­rin­nen und Zwangs­arbeiter aus den Siemens-Werken hinzu. 

Sie versuchen un­ab­hängig von bereits bestehenden Berliner kom­mu­nis­tischen Wider­stands­gruppen, eigenständige Formen des Protests und des Wider­stands zu entwickeln. Seit dem Über­fall deutscher Trup­pen auf die Sowjet­union im Som­mer 1941 verbreiten sie Flug­blätter, um auf das Un­recht und die ge­fähr­lichen Fol­gen des Krie­ges auf­merk­sam zu machen. 

Nach ihrem Brand­anschlag auf die NS-Pro­pagan­da­aus­stel­lung „Das Sow­jet­pa­ra­dies” im Berliner Lust­garten am 18. Mai 1942 wird die Grup­pe auf­ge­deckt und Marianne und Herbert Baum vier Tage spä­ter fest­ge­nom­men. Herbert Baum be­geht im Juni 1942 wäh­rend der Unter­su­chungs­haft im Ber­liner Po­li­zei­prä­sidium Suizid.

Am 16. Juli 1942 ver­urteilt das Son­der­ge­richt V bei dem Land­ge­richt Berlin Marianne Baum und wei­tere am An­schlag Be­tei­ligte zum Tode. Sie wird 30-jährig am 18. August 1942 im Straf­ge­fäng­nis Berlin-Plötzen­see er­mordet.

  

Portrait: Marianne Baum

Marianne Baum 

Weiterführendes

Konrad Kwiet/Helmut Eschwege: Selbstbehauptung und Widerstand deutscher Juden. Der Kampf um Existenz und Menschenwürde, Hamburg 1984

Michael Kreutzer: Die Suche nach einem Ausweg, der es ermöglicht, in Deutschland zu leben. Zur Geschichte der Widerstandsgruppen um Herbert Baum, in: Wilfried Löhken/Werner Vathke (Hg.): Juden im Widerstand. Drei Gruppen zwischen Überlebenskampf und politischer Aktion. Berlin 1939-1945, Berlin 1993, S. 95-158

Regina Scheer: Im Schatten der Sterne. Eine jüdische Widerstandsgruppe, Berlin 2004

Regina Scheer: Marianne Baum, geborene Cohn (1912–1942). „ ... voller Wärme, Mitgefühl und Großzügigkeit”, in: Florence Hervé (Hg.): Mit Mut und List. Europäische Frauen im Widerstand gegen Faschismus und Krieg, Köln 2020, S. 16-17