Ruth Wendland wächst in einer Pfarrersfamilie in Berlin auf. Seit 1934 ist sie Mitglied der Bekennenden Kirche. Sie studiert Theologie und arbeitet ab Oktober 1943 als Vikarin in Berlin-Zehlendorf.
Ab Sommer 1943 versteckt ihre Mutter Agnes Wendland die Jüdin Rita Neumann. Im Herbst kommt deren Bruder Ralph dazu. Ruth Wendland besorgt Lebensmittel für die Untergetauchten und vermittelt weitere Kontakte. 1944 organisiert sie einen falschen Taufschein für die 11-jährige Susanne Manasse. Ihre Mutter nimmt immer wieder Verfolgte auf, für die Ruth Wendland bei Gefahr vorübergehend andere Verstecke sucht.
Mitte Februar 1945 wird Ralph Neumann festgenommen, und auch Rita Neumann und Agnes Wendland kommen in Haft. Ruth Wendland alarmiert einen Verwandten, der NSDAP-Mitglied ist. Er verhandelt mit der Gestapo, und die erkrankte Agnes Wendland kommt nach drei Wochen frei. Als Ersatz muss jedoch Ruth Wendland ins Gefängnis. Im März 1945 wird auch sie freigelassen.
Zusammen mit Ralph Neumann beteiligt sie sich am 18. April 1945 an der „Nein-Aktion“ der Widerstandsgruppe „Onkel Emil“. Dabei beschriften in der Nacht vom 18. auf den 19. April 1945 Mitglieder der Gruppe Häuserfassaden im Berliner Süden mit einem gut sichtbaren „NEIN“ und verteilen zwei Nächte später zahlreiche Flugblätter, in denen sie zum Widerstand gegen Hitlers Durchhaltebefehle aufrufen.
Das Kriegsende erlebt sie in ihrer Zehlendorfer Wohnung. Mitte der 1960er Jahre wird Ruth Wendland Pfarrerin in Mülheim an der Ruhr. 1975 wird sie von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet.
Weiterführendes
Barbara Schieb: Drei mutige Frauen aus dem Pfarrhaus: Agnes Wendland mit ihren Töchtern Ruth und Angelika, in: Manfred Gailus/Clemens Vollnhals (Hg.): Mit Herz und Verstand – Protestantische Frauen im Widerstand gegen die NS-Rassenpolitik, Göttingen 2013, S. 163–190