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Biografie

Ruth Wendland

10. September 1913, Altfriedland – 13. Juni 1977, Mülheim an der Ruhr

Portrait: Ruth Wendland

Ruth Wendland wächst in einer Pfarrers­familie in Berlin auf. Seit 1934 ist sie Mit­glied der Be­kennen­den Kirche. Sie studiert Theologie und arbeitet ab Oktober 1943 als Vikarin in Berlin-Zehlendorf.

Ab Sommer 1943 versteckt ihre Mutter Agnes Wendland die Jü­din Rita Neumann. Im Herbst kommt deren Bru­der Ralph dazu. Ruth Wendland besorgt Lebens­mittel für die Unterge­tauchten und ver­mittelt weitere Kontakte. 1944 organisiert sie einen falschen Tauf­schein für die 11-jährige Susanne Manasse. Ihre Mutter nimmt immer wieder Ver­folgte auf, für die Ruth Wendland bei Gefahr vor­übergehend andere Verstecke sucht.

Mitte Februar 1945 wird Ralph Neumann fest­genommen, und auch Rita Neumann und Agnes Wendland kommen in Haft. Ruth Wendland alarmiert einen Ver­wandten, der NSDAP-Mitglied ist. Er verhandelt mit der Gestapo, und die erkrankte Agnes Wendland kommt nach drei Wo­chen frei. Als Ersatz muss jedoch Ruth Wendland ins Ge­fängnis. Im März 1945 wird auch sie frei­gelassen. 

Zusammen mit Ralph Neumann be­teiligt sie sich am 18. April 1945 an der „Nein-Aktion“ der Wider­stands­gruppe „Onkel Emil“. Dabei beschriften in der Nacht vom 18. auf den 19. April 1945 Mitglieder der Gruppe Häuserfassaden im Berliner Süden mit einem gut sichtbaren „NEIN“ und verteilen zwei Nächte später zahl­reiche Flug­blätter, in denen sie zum Wider­stand gegen Hitlers Durch­halte­befehle aufrufen. 

Das Kriegsende erlebt sie in ihrer Zehlen­dorfer Wohnung. Mitte der 1960er Jahre wird Ruth Wendland Pfarrerin in Mülheim an der Ruhr. 1975 wird sie von der israelischen Gedenk­stätte Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet.

Portrait: Ruth Wendland

Ruth Wendland 

Weiterführendes

Barbara Schieb: Drei mutige Frauen aus dem Pfarrhaus: Agnes Wendland mit ihren Töchtern Ruth und Angelika, in: Manfred Gailus/Clemens Vollnhals (Hg.): Mit Herz und Verstand – Protestantische Frauen im Widerstand gegen die NS-Rassenpolitik, Göttingen 2013, S. 163–190