Rita Neumann lebt mit ihrer Mutter Gertrud und ihrem Bruder Ralph in Berlin. Ab 1935 bereitet sich die 16-Jährige in einem Lager der Hachschara in Hindenburg (Zabrze) auf ein Leben im britischen Mandatsgebiet Palästina vor. Weil ihre Mutter krank wird, entscheidet sie sich jedoch gegen die Auswanderung und bleibt in Deutschland. 1939 wird sie zur Zwangsarbeit herangezogen.
Als die Neumanns am 17. Februar 1943 den Deportationsbefehl erhalten, tauchen sie unter. Zunächst kommt Rita Neumann bei Familien unter, die nach der rassistischen Definition der Nationalsozialisten in „Mischehe“ leben und selbst gefährdet sind. Im März 1943 wird sie nach Salzwedel vermittelt, dort aber festgenommen. Sie kann aus dem Gefängnis fliehen und kehrt nach Berlin zurück. Ab Sommer 1943 nimmt Agnes Wendland sie in der Pfarrwohnung der Gethsemanegemeinde in Berlin-Prenzlauer Berg auf.
Mit Elisabeth Abeggs Hilfe erhält Rita Neumann einen Ausweis als „Ausgebombte“ und kann unter der falschen Identität arbeiten. Als im Februar 1945 ihr Bruder Ralph festgenommen wird, stellt sie sich der Gestapo, um ihm beizustehen. Im Gefängnis Schulstraße treffen sich die Geschwister wieder. Ihnen gelingt im März 1945 gemeinsam die Flucht, indem sie sich mit einer Wäscheleine aus dem 2. Stock abseilen.
1946 emigriert Rita Neumann in die USA und heiratet 1948 Samuel Rosenstock.
Weiterführendes
Ralph Neuman: Erinnerungen an meine Jugendjahre in Deutschland 1926-1946, hg. von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin 2005
Manfred Gailus/Clemens Vollnhals (Hg.): Mit Herz und Verstand. Protestantische Frauen im Widerstand gegen die NS-Rassenpolitik, Göttingen 2013
Marte Düring: Verdeckte soziale Netzwerke im Nationalsozialismus. Die Entstehung und Arbeitsweise von Berliner Hilfsnetzwerken für verfolgte Juden, Berlin/Boston 2015