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Biografie

Gertrud Staewen

geb. Ordemann

18. Juli 1894, Bremen – 10. Juni 1987, Berlin (West)

Portrait: Gertrud Staewen

Gertrud Ordemann wird als ältes­te Tochter einer Bremer Kauf­manns­familie ge­boren. Nach dem Real­schul­abschluss kann sie sich ge­gen den Willen des Va­ters durch­setzen, eine päda­go­gi­sche Aus­bil­dung be­gin­nen und in Berlin un­ter an­de­rem bei Anna von Gierke Er­fahrungen in der päda­go­gi­schen Ar­beit sam­meln. Dort en­ga­giert sie sich auch in der christ­lich-sozialis­ti­schen Neuwerk-Bewegung. 

Nach dem Ersten Welt­krieg kehrt sie nach Bremen zu­rück und grün­det ein sozial­pä­da­go­gi­sches Seminar. 1923 hei­ra­tet sie Werner Staewen, mit dem sie zwei Kin­der be­kommt. Die Ehe wird je­doch 1928 ge­schie­den. In der End­pha­se der Wei­marer Re­publik widmet sich die allein­erziehen­de Mutter vor allem der Ju­gend­arbeit. Ihre sozial­kriti­schen Bücher „Menschen der Un­ordnung” und „Junge Frauen im deutschen Schick­sal, 1910-1930” wer­den von den Na­tio­nal­sozia­lis­ten ver­bo­ten.

Gertrud Staewen, die 1926 Mit­glied der SPD ge­wor­den ist, lehnt den NS-Staat ent­schie­den ab. Sie orien­tiert sich an den theolo­gischen For­derun­gen von Karl Barth und ist mit die­sem so­wie mit Charlotte von Kirschbaum eng be­freun­det.

Es gab für uns gar keine andere Möglichkeit, die Schmach deutschen Lebens zu ertragen, als aktiv einzutreten gegen den Defaitismus der Ver­zweif­lung, der jeden Mut lähmte.

Gertrud Staewen in einem Erinnerungsbericht, 1947

Nach­dem sie sich der Be­kennen­den Kirche an­ge­schlos­sen hat, or­ga­ni­siert sie mit Freun­den aus der Dahlemer Be­kennt­nis­ge­mein­de im Kreis um Franz Kaufmann viel­fältige Hil­fen für Jüdin­nen und Juden. Gertrud Staewen hilft ohne Un­ter­schied des Be­kenntnis­ses allen ras­sisch Ver­folg­ten. Sie be­schafft ge­fälsch­te Aus­weise und Le­bens­mittel­karten und organi­siert Quar­tiere für un­ter­ge­tauch­te Jüdin­nen und Ju­den. 

Die Be­tei­li­gung von Gertrud Staewen an den Hilfs­maß­nah­men bleibt un­ent­deckt. Sie über­lebt das Kriegs­ende und wird 1948 Für­sor­ger­in in der Straf­an­stalt Berlin-­Tegel.

 

Portrait: Gertrud Staewen

Gertrud Staewen