Gertrud Ordemann wird als älteste Tochter einer Bremer Kaufmannsfamilie geboren. Nach dem Realschulabschluss kann sie sich gegen den Willen des Vaters durchsetzen, eine pädagogische Ausbildung beginnen und in Berlin unter anderem bei Anna von Gierke Erfahrungen in der pädagogischen Arbeit sammeln. Dort engagiert sie sich auch in der christlich-sozialistischen Neuwerk-Bewegung.
Nach dem Ersten Weltkrieg kehrt sie nach Bremen zurück und gründet ein sozialpädagogisches Seminar. 1923 heiratet sie Werner Staewen, mit dem sie zwei Kinder bekommt. Die Ehe wird jedoch 1928 geschieden. In der Endphase der Weimarer Republik widmet sich die alleinerziehende Mutter vor allem der Jugendarbeit. Ihre sozialkritischen Bücher „Menschen der Unordnung” und „Junge Frauen im deutschen Schicksal, 1910-1930” werden von den Nationalsozialisten verboten.
Gertrud Staewen, die 1926 Mitglied der SPD geworden ist, lehnt den NS-Staat entschieden ab. Sie orientiert sich an den theologischen Forderungen von Karl Barth und ist mit diesem sowie mit Charlotte von Kirschbaum eng befreundet.
Es gab für uns gar keine andere Möglichkeit, die Schmach deutschen Lebens zu ertragen, als aktiv einzutreten gegen den Defaitismus der Verzweiflung, der jeden Mut lähmte.
Gertrud Staewen in einem Erinnerungsbericht, 1947
Nachdem sie sich der Bekennenden Kirche angeschlossen hat, organisiert sie mit Freunden aus der Dahlemer Bekenntnisgemeinde im Kreis um Franz Kaufmann vielfältige Hilfen für Jüdinnen und Juden. Gertrud Staewen hilft ohne Unterschied des Bekenntnisses allen rassisch Verfolgten. Sie beschafft gefälschte Ausweise und Lebensmittelkarten und organisiert Quartiere für untergetauchte Jüdinnen und Juden.
Die Beteiligung von Gertrud Staewen an den Hilfsmaßnahmen bleibt unentdeckt. Sie überlebt das Kriegsende und wird 1948 Fürsorgerin in der Strafanstalt Berlin-Tegel.