Gertrud Jaffke wächst in Berlin-Kreuzberg auf. Ihre Mutter ist Hausfrau, der Vater arbeitet bei der Reichsbahn. Nach dem Besuch der Handelsschule arbeitet sie ab 1917 als Stenotypistin. Bei der Arbeit lernt sie den Kommunisten Karl Neuhof kennen. Die beiden heiraten 1923 und bekommen 1925 einen Sohn.
Gertrud Neuhof ist bereits in der Weimarer Republik politisch aktiv. 1928 wird sie Mitglied der KPD und engagiert sich im Arbeitersportverein Fichte. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verliert ihr Mann seine Arbeit, weil er Jude ist. Er muss ab 1938 Zwangsarbeit leisten.
Das Ehepaar ist im Widerstand aktiv. Sie verteilen Flugblätter. In der Wohnung der Neuhofs finden heimliche Treffen mit Genossinnen und Genossen statt, auch verstecken sie dort untergetauchte Kommunisten. 1934 fährt Gertrud Neuhof als Kurierin in die Schweiz nach Zürich. Dort nimmt sie Geld für die Rote Hilfe entgegen und schmuggelt es nach Berlin.
Im Februar 1943 werden Gertrud und Karl Neuhof festgenommen. Gertrud Neuhof wird im Januar 1944 wegen „Begünstigung“ zu sechs Monaten Haft verurteilt, die aber bereits durch die Untersuchungshaft abgegolten ist. Ihr Mann wird im Oktober 1943 in das Konzentrationslager Sachsenhausen verbracht und dort am 15. November 1943 ermordet.
Die Gefahr war da, ja gewiss war die da. Aber man musste doch dagegen etwas tun, dass das eben nicht schlimmer wird.
Gertrud Neuhof in einem Interview, 1986
Gertrud Neuhof ist auch nach ihrer Freilassung im Dezember 1943 im Widerstand aktiv. Am 27. September 1944 wird sie erneut inhaftiert und in das KZ Ravensbrück gebracht und am 1. Mai 1945 von der Roten Armee befreit.
Gertrud Neuhof ist bis in ihr hohes Alter politisch aktiv. Sie engagiert sich für die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN), in der Friedensbewegung und in der Lagergemeinschaft Ravensbrück. Sie lebt in West-Berlin und berichtet als Zeitzeugin über ihren Widerstand gegen den Nationalsozialismus und die Verfolgung.
Interview mit Gertrud Neuhof
Weiterführendes
Ursel Hochmuth: Illegale KPD und Bewegung „Freies Deutschland“ in Berlin und Brandenburg 1942-1945. Biographien und Zeugnisse aus der Widerstandsorganisation um Saefkow, Jacob und Bästlein, Teetz 1998
Peter Neuhof: Als die Braunen kamen. Eine Berliner jüdische Familie im Widerstand. Bonn 2006
Henning Fischer: Überlebende als Akteurinnen. Die Frauen der Lagergemeinschaften Ravensbrück: Biografische Erfahrung und politisches Handeln, 1945 bis 1989, Konstanz und München 2018