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Biografie

Gertrud Neuhof

geb. Jaffke

28. August 1901, Berlin – 19. November 1987, Berlin (West)

Portrait: Gertrud Neuhof

Gertrud Jaffke wächst in Berlin-Kreuz­berg auf. Ihre Mutter ist Haus­frau, der Vater arbeitet bei der Reichs­bahn. Nach dem Besuch der Handels­schule arbeitet sie ab 1917 als Steno­typistin. Bei der Arbeit lernt sie den Kom­munisten Karl Neuhof kennen. Die beiden heiraten 1923 und bekommen 1925 einen Sohn.

Gertrud Neuhof ist bereits in der Weimarer Repu­blik politisch aktiv. 1928 wird sie Mitglied der KPD und engagiert sich im Arbeiter­sport­verein Fichte. Nach der Macht­übernahme der National­sozialisten verliert ihr Mann seine Arbeit, weil er Jude ist. Er muss ab 1938 Zwangs­arbeit leisten. 

Das Ehepaar ist im Wider­stand aktiv. Sie verteilen Flug­blätter. In der Wohnung der Neuhofs finden heimliche Treffen mit Genossinnen und Genossen statt, auch verstecken sie dort unter­getauchte Kommunisten. 1934 fährt Gertrud Neuhof als Kurierin in die Schweiz nach Zürich. Dort nimmt sie Geld für die Rote Hilfe entgegen und schmuggelt es nach Berlin. 

Im Februar 1943 werden Gertrud und Karl Neuhof fest­genommen. Gertrud Neuhof wird im Januar 1944 wegen „Begünstigung“ zu sechs Monaten Haft verurteilt, die aber bereits durch die Unter­suchungshaft abgegolten ist. Ihr Mann wird im Oktober 1943 in das Konzen­trations­lager Sachsen­hausen verbracht und dort am 15. November 1943 ermordet.

Die Gefahr war da, ja gewiss war die da. Aber man musste doch dagegen etwas tun, dass das eben nicht schlimmer wird. 

Gertrud Neuhof in einem Interview, 1986

Gertrud Neuhof ist auch nach ihrer Frei­lassung im Dezember 1943 im Wider­stand aktiv. Am 27. September 1944 wird sie erneut inhaftiert und in das KZ Ravens­brück gebracht und am 1. Mai 1945 von der Roten Armee befreit.

Gertrud Neuhof ist bis in ihr hohes Alter politisch aktiv. Sie engagiert sich für die Ver­eini­gung der Verfolgten des Nazi­regimes (VVN), in der Friedens­bewegung und in der Lager­gemein­schaft Ravens­brück. Sie lebt in West-Berlin und berichtet als Zeit­zeugin über ihren Wider­stand gegen den National­sozialismus und die Verfolgung. 

Portrait: Gertrud Neuhof

Gertrud Neuhof 

Interview mit Gertrud Neuhof

Weiterführendes

Ursel Hochmuth: Illegale KPD und Bewegung „Freies Deutschland“ in Berlin und Brandenburg 1942-1945. Biographien und Zeugnisse aus der Widerstandsorganisation um Saefkow, Jacob und Bästlein, Teetz 1998

Peter Neuhof: Als die Braunen kamen. Eine Berliner jüdische Familie im Widerstand. Bonn 2006

Henning Fischer: Überlebende als Akteurinnen. Die Frauen der Lagergemeinschaften Ravensbrück: Biografische Erfahrung und politisches Handeln, 1945 bis 1989, Konstanz und München 2018