Gertrud Wieland wird in eine kommunistische Familie hinein geboren. Bereits als Kind ist sie Mitglied im Jung-Spartakus-Bund (JSB), 1930 tritt sie in den Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) ein. Sie besucht die Volksschule und anschließend die Handelsschule, danach arbeitet Gertrud Wieland als Kontoristin und Packerin bei der Firma Leitz.
Nach der Machtübernahme wird Gertrud Wieland schon früh mit der Gewalt der Nationalsozialisten konfrontiert. Sie erlebt, wie ihr Vater und Bruder verfolgt werden. Sie selbst wird im Alter von nur 17 Jahren erstmals im März 1933 festgenommen, beteiligt sich danach aber weiter an Widerstandsaktionen. Im Dezember 1933 folgt ihre zweite Festnahme, sie kommt erneut frei.
Wir haben Flugblätter … verteilt, wir haben auch Parolen auf die Straßen und an die Mauern geschrieben gegen Hitler.
Gertrud Müller in einem Interview, 1983
1937 heiratet sie Hans Müller. Gemeinsam verteilen sie Flugblätter und helfen Verfolgten. Als das Paar am 26. Juni 1942 versucht, Lebensmittel und Kleidung in ein Lager für sowjetische Zwangsarbeiterinnen zu schmuggeln, werden sie entdeckt und erneut festgenommen.
Gertrud Müller muss die folgenden Jahre in Haft verbringen, zunächst in Haftstätten der Gestapo und in einem Arbeitserziehungslager, ab Oktober 1943 im Konzentrationslager Ravensbrück. Von dort wird sie in ein Außenlager des KZ Natzweiler überstellt, später in das Außenkommando Allach des KZ Dachau. Dort wird sie im April 1945 durch US-amerikanische Truppen befreit.
Sie kehrt im Mai 1945 nach Stuttgart zurück. Aufgrund ihres Engagements für die KPD ist sie in den 1950er Jahren in der Bundesrepublik mehrfach mit Strafverfolgung und dem Verlust ihres Arbeitsplatzes konfrontiert.
Gemeinsam mit anderen Überlebenden gründet Gertrud Müller 1966 die Lagergemeinschaft Ravensbrück der Bundesrepublik Deutschland. Von 1979 bis 1997 ist sie Vorsitzende der Lagergemeinschaft und Vizepräsidentin des Internationalen Ravensbrück Komitees. Sie tritt bis ins hohe Alter als Zeitzeugin auf.
Interview mit Gertrud Müller
Personen
Weiterführendes
Gertrud Müller: Die erste Hälfte meines Lebens. Erinnerungen 1915 – 1950, nach Gesprächen aufgezeichnet von Michael Nolte und Ursula Krause-Schmitt, Hrsg.: von der Lagergemeinschaft Ravensbrück /Freundeskreis e. V., Essen 2004
Henning Fischer: Überlebende als Akteurinnen. Die Frauen der Lagergemeinschaften Ravensbrück: Biografische Erfahrung und politisches Handeln, 1945 bis 1989, Konstanz und München 2018
Henning Fischer: Frauen im Widerstand. Deutsche politische Häftlinge im Frauen-KZ Ravensbrück. Geschichte und Nachgeschichte, in: Schriftenreihe der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten (Bd. 62, Hrsg. im Auftrag von der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück), Berlin 2020