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Biografie

Gertrud Müller

geb. Wieland

29. November 1915, Feuerbach – 25. Mai 2007, Stuttgart

Portrait: Gertrud Müller

Gertrud Wieland wird in eine kommunistische Familie hinein geboren. Bereits als Kind ist sie Mitglied im Jung-Spartakus-Bund (JSB), 1930 tritt sie in den Kommunistischen Jugend­verband Deutschlands (KJVD) ein. Sie besucht die Volks­schule und an­schließend die Handels­schule, danach arbeitet Gertrud Wieland als Kontoristin und Packerin bei der Firma Leitz.

Nach der Machtüber­nahme wird Gertrud Wieland schon früh mit der Gewalt der National­sozialisten konfrontiert. Sie erlebt, wie ihr Vater und Bruder verfolgt werden. Sie selbst wird im Alter von nur 17 Jahren erstmals im März 1933 fest­genommen, beteiligt sich danach aber weiter an Widerstands­aktionen. Im Dezember 1933 folgt ihre zweite Festnahme, sie kommt erneut frei.

Wir haben Flugblätter … verteilt, wir haben auch Parolen auf die Straßen und an die Mauern geschrieben gegen Hitler.  

Gertrud Müller in einem Interview, 1983

1937 heiratet sie Hans Müller. Gemeinsam verteilen sie Flug­blätter und helfen Verfolgten. Als das Paar am 26. Juni 1942 versucht, Lebens­mittel und Kleidung in ein Lager für sowjetische Zwangsarbeiterinnen zu schmuggeln, werden sie entdeckt und erneut fest­genommen. 

Gertrud Müller muss die folgenden Jahre in Haft verbringen, zunächst in Haft­stätten der Gestapo und in einem Arbeits­erziehungslager, ab Oktober 1943 im Konzen­trations­lager Ravensbrück. Von dort wird sie in ein Außen­lager des KZ Natzweiler überstellt, später in das Außen­kommando Allach des KZ Dachau. Dort wird sie im April 1945 durch US-amerikanische Truppen befreit.

Sie kehrt im Mai 1945 nach Stuttgart zurück. Aufgrund ihres Engagements für die KPD ist sie in den 1950er Jahren in der Bundes­republik mehrfach mit Straf­verfolgung und dem Verlust ihres Arbeits­platzes konfrontiert. 

Gemeinsam mit anderen Überlebenden gründet Gertrud Müller 1966 die Lager­gemeinschaft Ravensbrück der Bundes­republik Deutschland. Von 1979 bis 1997 ist sie Vorsitzende der Lager­gemeinschaft und Vizepräsidentin des Internationalen Ravensbrück Komitees. Sie tritt bis ins hohe Alter als Zeit­zeugin auf. 

Portrait: Gertrud Müller

Gertrud Müller 

Interview mit Gertrud Müller

Weiterführendes

Gertrud Müller: Die erste Hälfte meines Lebens. Erinnerungen 1915 – 1950, nach Gesprächen aufgezeichnet von Michael Nolte und Ursula Krause-Schmitt, Hrsg.: von der Lagergemeinschaft Ravensbrück /Freundeskreis e. V., Essen 2004

Henning Fischer: Überlebende als Akteurinnen. Die Frauen der Lagergemeinschaften Ravensbrück: Biografische Erfahrung und politisches Handeln, 1945 bis 1989, Konstanz und München 2018

Henning Fischer: Frauen im Widerstand. Deutsche politische Häftlinge im Frauen-KZ Ravensbrück. Geschichte und Nachgeschichte, in: Schriftenreihe der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten (Bd. 62, Hrsg. im Auftrag von der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück), Berlin 2020