Änne Meier besucht das Lehrerinnenseminar in Saarburg und arbeitet anschließend als Aushilfslehrerin. Mit der Rückkehr ihrer männlichen Kollegen aus dem Ersten Weltkrieg verliert sie ihre Anstellung und beginnt 1919 ein Studium der Sozialpädagogik an der Katholischen Sozialen Frauenschule in Heidelberg. 1921 tritt sie eine Stelle als Fürsorgerin im Kreiswohlfahrtsamt in Homburg an und wechselt 1925 nach St. Ingbert.
Bereits in Heidelberg hat sich Änne Meier der katholischen Jugendbewegung angeschlossen. Sie engagiert sich als Jugendleiterin im Bund Katholischer Pfadfinderinnen und betreut als „Gaufeldmeisterin” Gruppen in der Saarpfalz und in Baden. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme erlebt sie die zunehmende Einschränkung der katholischen Jugendarbeit.
Auf eigene Initiative hat sie als Fürsorgerin Anfang der 1930er Jahre begonnen, sich mit dem Vorkommen von vererbbaren Krankheiten zu befassen und erbbiologische Stammbäume angelegt. Im Dezember 1936 wird Änne Meier aufgefordert, ihre Unterlagen dem Gesundheitsamt zur Verfügung zu stellen. Da sie Nachteile für die Betroffenen fürchtet, weigert sich Änne Meier jedoch trotz Drohungen, die Unterlagen herauszugeben. Ihr wird daraufhin der Beamtenstatus aberkannt.
Gemeinsam mit Mädchen aus ihrer Pfadfindergruppe vervielfältigt sie die Predigten des Münsteraner Bischofs Clemens August Graf von Galen und verbreitet diese weiter. Im Januar 1942 wird Änne Meier festgenommen und im Gefängnis Lerchesflur inhaftiert. Anfang April 1942 wird sie in das Konzentrationslager Ravensbrück verschleppt und erst bei Kriegsende befreit.
Ich habe Angst, daß es noch einmal geschieht. Nicht an uns, sondern an anderen. Nicht in der derselben Form.
Änne Meier über ihr Engagement in der VVN und der Lagergemeinschaft Ravensbrück
Ab Oktober 1945 arbeitet Änne Meier wieder in ihrem Beruf als Fürsorgerin. Sie gehört zu den Gründungsmitgliedern der Lagergemeinschaft Ravensbrück und des saarländischen Landesverbands der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN). Seit 2018 erinnert ein Stolperstein in St. Ingbert an Änne Meier.
Weiterführendes
Adolf-Bender-Zentrum e. V. (Hg.): Änne Meier. „Ich wußte nicht, daß ich das Kreuz mittrage". Ein Beispiel von Widerstand und Verfolgung während der NS-Zeit, St. Ingbert 1995