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Biografie

Änne Meier

3. Januar 1896, Baltersweiler – 20. Juli 1989, Baltersweiler

Portrait: Änne Meier

Änne Meier besucht das Lehrerinnen­seminar in Saarburg und arbeitet an­schließend als Aushilfsl­ehrerin. Mit der Rückkehr ihrer männlichen Kollegen aus dem Ersten Welt­krieg verliert sie ihre Anstellung und beginnt 1919 ein Studium der Sozial­pädagogik an der Katholischen Sozialen Frauen­schule in Heidelberg. 1921 tritt sie eine Stelle als Für­sorgerin im Kreiswohlfahrts­amt in Homburg an und wechselt 1925 nach St. Ingbert.

Bereits in Heidelberg hat sich Änne Meier der katholischen Jugend­bewegung an­ge­schlossen. Sie engagiert sich als Jugend­leiterin im Bund Katholischer Pfadfinderinnen und be­treut als „Gaufeld­meisterin” Gruppen in der Saar­pfalz und in Baden. Nach der national­sozialistischen Machtübernahme erlebt sie die zunehmende Ein­schränkung der katholischen Jugend­arbeit.

Auf eigene Initiative hat sie als Für­sorgerin Anfang der 1930er Jahre begonnen, sich mit dem Vorkommen von vererbbaren Krankheiten zu befassen und erbbiologische Stammbäume angelegt. Im Dezember 1936 wird Änne Meier aufgefordert, ihre Unter­lagen dem Gesundheitsamt zur Verfügung zu stellen. Da sie Nach­teile für die Betroffenen fürchtet, weigert sich Änne Meier jedoch trotz Drohungen, die Unterlagen herauszugeben. Ihr wird daraufhin der Beamten­status aberkannt.

Gemeinsam mit Mädchen aus ihrer Pfadfinder­gruppe verviel­fältigt sie die Predigten des Münsteraner Bischofs Clemens August Graf von Galen und verbreitet diese weiter. Im Januar 1942 wird Änne Meier fest­ge­nommen und im Gefängnis Lerchesflur in­haf­tiert. Anfang April 1942 wird sie in das Konzentrations­lager Ravens­brück verschleppt und erst bei Kriegs­ende befreit.

Ich habe Angst, daß es noch einmal geschieht. Nicht an uns, sondern an anderen. Nicht in der derselben Form.

Änne Meier über ihr Engagement in der VVN und der Lagergemeinschaft Ravensbrück

Ab Oktober 1945 arbeitet Änne Meier wieder in ihrem Beruf als Fürsorgerin. Sie gehört zu den Gründungs­mitgliedern der Lager­gemeinschaft Ravens­brück und des saar­ländischen Landes­verbands der Ver­einigung der Ver­folgten des Nazi­regimes (VVN). Seit 2018 erinnert ein Stolperstein in St. Ingbert an Änne Meier.

Portrait: Änne Meier

Änne Meier 

Interview mit Änne Meier

Weiterführendes

Adolf-Bender-Zentrum e. V. (Hg.): Änne Meier. „Ich wußte nicht, daß ich das Kreuz mittrage". Ein Beispiel von Widerstand und Verfolgung während der NS-Zeit, St. Ingbert 1995