Johanna Benedick wächst in der Pfalz in einer jüdischen Familie auf. Nach dem Besuch der Volks-und höheren Schule ist sie als Stenotypistin tätig. 1910 heiratet sie den badischen Sozialdemokraten Ludwig Marum, mit dem sie in Karlsruhe lebt. Im selben Jahr kommt die Tochter Elisabeth, 1913 der Sohn Hans und 1919 die Tochter Brigitte zur Welt.
Johanna Marum schließt sich 1913 der SPD an. Das Haus der Familie wird zu einem Treffpunkt republikanischer Politikerinnen und Politiker sowie von Kunstschaffenden. Die Kinder Brigitte und Hans sind ebenfalls früh politisch engagiert. Bereits vor der nationalsozialistischen Machtübernahme ist Ludwig Marum antisemitischen Angriffen ausgesetzt.
Im März 1933 wird er in „Schutzhaft“ genommen und ein Jahr später im Konzentrationslager Kieslau ermordet. Nach seinem Tod emigriert Johanna Marum mit ihren beiden Töchtern nach Frankreich, wo bereits ihr Sohn und dessen Frau Sophie leben. Sie arbeitet in Paris für die Zeitschrift „Trait d´ Union“ als Sekretärin, schließt sich dem kommunistischen Widerstand an und ist in der Flüchtlingshilfe aktiv.1940 wird Johanna Marum für mehrere Monate in dem französischen Lager Gurs interniert. Nach ihrer Freilassung kann sie mit ihrer Tochter Elisabeth in die USA auswandern. Ihre jüngste Tochter Brigitte ist zu diesem Zeitpunkt schwanger und kann deshalb nicht aus Frankreich ausreisen. Sie wird 1943 im Vernichtungslager Sobibor ermordet.
Nach Kriegsende geht Johanna Marum nach Mexiko, wo ihr Sohn Hans mit seiner Familie lebt. Sie ist als Sekretärin bei der Zeitschrift „Demokratische Post“ tätig und wird Mitglied der von Emigrantinnen und Emigranten gegründeten Organisation Bewegung „Freies Deutschland”.
1947 kehrt sie nach Deutschland zurück und lebt zunächst in Chemnitz, dann in Schwerin und schließlich in Berlin (Ost). Sie wird als Opfer des Faschismus anerkannt und ist bis zu ihrem Tod im Jahr 1964 Mitglied der SED.
Weiterführendes
Elisabeth Marum-Lunau: Auf der Flucht in Frankreich: „Boches ici, Juifs là bas”, Der Breifwechsel einer deutschen Familie im Exil 1939-1942, ausgewählt und kommentiert von Jacques Grandjonc, für die deutsche Ausgabe übersetzt und erweitert von Doris Obschernitzki, Berlin 2000
Ludwig Marum: Das letze Jahr in Briefen. Der Briefwechsel zwischen Ludwig Marum und Johanna Marum (7. März 1933-14. Mai 1933). Ausgewählt und bearbeitet von Elisabeth Marum-Lunau und Jörg Schadt, Karlsruhe 2016