Biografie
Margarethe Lachmund
geb. Grobbecker
17. September 1896, Wanzka (Mecklenburg) – 14. Oktober 1985, Köln
Margarethe Grobbecker wächst in einem protestantischen Pfarrhaus auf und arbeitet nach dem Besuch des Lehrerinnenseminars zunächst als Hauslehrerin. Nach dem Ersten Weltkrieg tritt sie der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) bei. Der „Kapp-Putsch” sowie die Ermordung des Außenministers Walther Rathenau veranlassen sie jedoch, die Partei zu verlassen. 1921 heiratet sie den Juristen und entschiedenen Republikaner Hans Lachmund. Gemeinsam engagieren sie sich in der Deutschen Friedensgesellschaft und schließen sich der SPD an.
Zu einem wegweisenden Erlebnis für Margarethe Lachmund wird die Begegnung mit den Quäkern auf einem Friedenskongress in London 1924. Sie engagiert sich in der 1925 gegründeten deutschen Sektion und tritt ihr 1933 bei.
... vielleicht kommt doch mal die Zeit, wo man auf allen Seiten nicht mehr die Menschen in Kategorien sieht, sondern einfach nur den anderen Menschen als einzelnen und als Menschenbruder.
Margarethe Lachmund in einem Brief vom 16. September 1959
Das NS-Regime lehnt das Ehepaar Lachmund entschieden ab und steht seit 1934 in Verbindung mit dem Widerstandskreis um die liberalen Demokraten Ernst Strassmann und Hans Robinsohn. Hans Lachmund wird 1933 zunächst aus dem Justizdienst entlassen. Später wird er ans Amtsgericht Anklam versetzt, wo das Ehepaar bis 1940 lebt.
Nach den Novemberpogromen 1938 wird die Lage der Jüdinnen und Juden in Deutschland immer bedrohlicher. Margarethe Lachmund wird Beauftragte der „Kirchlichen Hilfsstelle für evangelische Nichtarier” in Pommern und hilft in enger Zusammenarbeit mit dem Internationalen Sekretariat der Quäker Verfolgten bei der Auswanderung.
Als im Februar 1940 1.200 Juden aus Vorpommern in den Bezirk Lublin deportiert werden, organisiert Margarethe Lachmund vielfältige Hilfsmaßnahmen.
Auch nach Kriegsende engagiert sie sich für die Quäker und leitet ab 1948 das West-Berliner Büro. Ihr Ehemann Hans Lachmund ist 1945 von den sowjetischen Besatzungsbehörden in Greifswald verhaftet und 1950 in den Waldheimer Prozessen zu 25 Jahren Lagerhaft verurteilt worden. 1954 begnadigt, kann er zu seiner Familie zurückkehren.
Weiterführendes
Margarethe Lachmund zum 80. Geburtstag. Ein Lebensbild, zusammengestellt aus ihren eigenen Buchbeiträgen, Briefen und Vorträgen zwischen 1935 und 1973. Als 4. Heft der „Stimmen der Freunde“) hg. von der Religiösen Gesellschaft der Freunde (Quäker), Pyrmonter Jahresversammlung, Wien 1976
Achim von Borries: „Treue Hilfe“. Die Quäkerin Margarethe Lachmund (1896-1985), in: Zeitgeschichte Regional – Mitteilungen aus Mecklenburg-Vorpommern 3 (1999), Heft 1, S. 67 ff.
Klaus Schwabe: Margarethe und Hans Lachmund. Eine Biographie im Widerstand, in: Modernisierung und Freiheit. Beiträge zur Demokratiegeschichte in Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin 1995, S. 776 ff.