Die Lehrerin Eva Lüddecke lernt 1923 in der evangelischen Jugendbewegung den Physiker Carl Hermann kennen, den sie wenig später heiratet. Das Ehepaar zieht nach Mannheim.
Beide lehnen den Nationalsozialismus entschieden ab. Sie schließen sich den Quäkern an und leisten vielfach Hilfe für Verfolgte. Eva Hermann arbeitet mit Quäkerinnen und Quäkern aus Großbritannien zusammen, um Jüdinnen und Juden eine Ausreise dorthin zu ermöglichen. Außerdem schickt das Ehepaar Hilfspakete an deportierte Jüdinnen und Juden.
Anfang 1943 verstecken sie Eva Hermanns frühere Mitschülerin Hilde Rosenthal und ihren Mann für mehrere Wochen in ihrer Wohnung. Als das Ehepaar Rosenthal im Frühjahr 1943 gefasst wird, werden auch deren Helferinnen und Helfer festgenommen, darunter Eva und Carl Hermann.
Im Verhör sagen sie aus, die Rosenthals heimlich versteckt und mit ihnen gemeinsam ausländische Radiosender gehört zu haben. Die Eheleute werden im Juli 1943 vor dem Sondergericht Mannheim wegen „Abhörens von Auslandssendern” und der „Verbreitung zersetzender Nachrichten ausländischer Sender“ zu mehrjährigen Zuchthausstrafen verurteilt.
Nach dem Krieg engagiert sich Eva Hermann für den christlich-jüdischen Dialog. 1976 wird sie für ihre Hilfe von Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt. Auch in Deutschland erhält sie mehrere Auszeichnungen.
Weiterführendes
Angela Borgstedt: Eva und Dr. Carl Hermann. Zwei Mannheimer Quäker und ihre Hilfe für Verfolgte des NS-Regimes, in: Badische Heimat 79 (1999), S. 183–189
Claus Bernet: Quäker aus Politik, Wissenschaft und Kunst. 20. Jahrhundert. Ein biographisches Lexikon, Nordhausen 2007, S. 71–72