Gertrud Kühlem wächst in Köln auf. Ihre Mutter ist Apothekerin, ihr Vater Kesselschmied. Beide sind in der kommunistischen Bewegung aktiv. Gertrud Kühlem engagiert sich in der Bündischen Jugend.
Die nationalsozialistische Machtübernahme hat Folgen für die Familie. Ihr Vater wird bereits Ende Februar 1933 wegen seines Engagements für die KPD festgenommen. Die Mutter verliert 1933 zeitweise ihre Arbeit als Apothekerin, weil ihr Mann in einem Konzentrationslager ist. Gertrud Kühlem kann aus Geldmangel keine höhere Schule besuchen und beginnt 1938 eine Ausbildung zur Kindergärtnerin. Ein Abschluss wird ihr verwehrt, da ihre Familie als „politisch unzuverlässig” gilt. 1942 stirbt ihr Vater im KZ Esterwegen.
Gertrud Kühlem, „Mucki“ genannt, lehnt den Nationalsozialismus ab. Sie ist nicht im BDM organisiert, verweigert in der Schule den Hitlergruß und verteilt mit ihrer Mutter kommunistische Zeitungen. Ende 1939 schließt sie sich mit befreundeten Jugendlichen in einer Gruppe zusammen, die gemeinsam wandert und musiziert. Als Erkennungszeichen tragen sie ein “Käppchen” und einen Anstecker in Form einer Edelweißblume, sie nennen sich „Gruppe Edelweiß“. Anfang der 1940er Jahre verteilen sie Flugblätter gegen das NS-Regime und schreiben antifaschistische Parolen an Hauswände.
Wir hofften immer, dass wir wenigstens ein paar Menschen mit unseren Worten erreichten und zum Nachdenken brächten. Warum erkannten sie nicht, dass alles mit jedem Tag schlimmer wurde?
Gertrud Koch in ihrer Autobiographie, 2006
Aufgrund eines Verrats werden mehrere Mitglieder der Gruppe im Herbst 1942 festgenommen. Auch Gertrud Kühlem wird verhört und misshandelt. Ende 1942 kommt sie erneut in Haft und wird für mehrere Monate in dem Gestapo-Gefängnis Brauweiler festgehalten. 1944 flüchtet sie mit ihrer Mutter aus Köln und versteckt sich bis zur Befreiung in Süddeutschland.
Nach Kriegsende heiratet sie Willy Koch, bekommt ein Kind und arbeitet in der Drogenhilfe. Erst in hohem Alter berichtet Gertrud Koch öffentlich über ihre Widerstandshandlungen in der NS-Zeit. 2011 erhält sie das Bundesverdienstkreuz.
Weiterführendes
Bernd Rusinek: Gesellschaft in der Katastrophe. Terror, Illegalität, Widerstand - Köln 1944/45, Essen 1989
Gertrud Koch: Edelweiß. Meine Jugend als Widerstandskämpferin, Reinbek 2006
Simone Dittmar: „Wir wollen frei von Hitler sein.“ Jugendwiderstand im Dritten Reich am Beispiel von drei Kölner Edelweißpiraten, Frankfurt am Main 2011