Johanna „Hannah” Karminski lässt sich nach der Schule im Berliner Pestalozzi-Fröbel Haus und in Hamburg zur Kindergärtnerin und Sozialpädagogin ausbilden. Anschließend ist sie in Frankfurt am Main als Sozialarbeiterin in einem jüdischen Mädchenclub tätig.
Ab 1924 gehört Hannah Karminski dem Jüdischen Frauenbund an. 1925 geht sie wieder nach Berlin und wird dort Mitglied der Redaktion der „Blätter des Jüdischen Frauenbundes für Frauenarbeit und Frauenbewegung”. Ab 1933 ist sie Geschäftsführerin und Vorsitzende des Frauenbundes. Durch die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten ändert sich 1933 der Tätigkeitsschwerpunkt des Frauenbundes, der sich nun auf Wohlfahrtsarbeit und Selbstbehauptung konzentriert.
Da man mit Menschen zu tun hat, gibt es hin und wieder Augenblicke, in denen das Noch-Hier-Sein sinnvoll scheint – und das muss als „Befriedigung” genügen.
Hannah Karminski in einem Brief kurz vor ihrer zweiten Festnahme, 1942
Hannah Karminski engagiert sich für die Ausbildung und Berufstätigkeit heranwachsender jüdischer Frauen und ist Mitinitiatorin des 1934 eröffneten Jüdischen Seminars für Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen. Als im November 1938 alle jüdischen Organisationen verboten werden, schließt sie sich der „Reichsvertretung der deutschen Juden“ an, die sich 1939 in „Reichsvereinigung der Juden in Deutschland” umbenennen muss. Sie ist zusammen mit Cora Berliner dafür zuständig, Jüdinnen und Juden bei der Auswanderung zu helfen. Nach dem Novemberpogrom wird sie kurzzeitig mit anderen Mitgliedern der „Reichsvertretung” festgenommen.
Hannah Karminski begleitet mehrfach sogenannte Kindertransporte nach England und rettet damit mehr als 10.000 jüdischen Kindern und Jugendlichen das Leben. 1942 werden ihre Lebensgefährtin Paula Fürst und ihre Freundin Cora Berliner nach Minsk deportiert. Am 9. Dezember wird auch Hannah Karminski von der Gestapo abgeholt und in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz gebracht. Dort wird sie vermutlich am 4. Juni 1943 ermordet.
Seit Juni 2004 erinnert vor dem ehemaligen Wohnhaus in Berlin-Mitte ein Stolperstein an Hannah Karminski.