Charlotte „Lotte” Eisenblätter wächst als jüngstes Kind in einer Arbeiterfamilie in Berlin-Charlottenburg auf. Ab 1919 ist sie als Stenotypistin in einem Patentanwaltsbüro tätig.
Sie engagiert sie sich bei den Naturfreunden, einer Selbsthilfeorganisation für Freizeitinteressen der Arbeiter, und ab 1926 in der Wandersparte des Arbeitersportvereins „Fichte”. Nach 1933 schließt sich die entschiedene NS-Gegnerin der weitverzweigten kommunistischen Widerstandsgruppe um Robert Uhrig und Beppo Römer an.
Charlotte Eisenblätter vervielfältigt Materialien wie den „Informationsdienst”, der über die Verbrechen der Nationalsozialisten aufklärt. Für Alfred Kowalke, den illegal aus den Niederlanden eingereisten Instrukteur der KPD-Auslandsleitung, beschafft sie ein geheimes Quartier und vermittelt den Kontakt zu Robert Uhrig.
Nach der Unterwanderung des Widerstandsnetzwerks durch die Gestapo wird Charlotte Eisenblätter am 10. Februar 1942 in „Schutzhaft” genommen und anschließend ins Frauenkonzentrationslager Ravensbrück verschleppt. Weil sie in den Verhören die volle Verantwortung für die Flugblätter auf sich nimmt, kann sie das Leben von Martha Butte retten.
In diesen letzten Minuten erfuhr ich, daß du … es … tatest, weil du … den Frieden wolltest, weil du den Faschismus aus tiefstem Herzen gehaßt hast.
Ilse Hunger über Charlotte Eisenblätters Aussagen im KZ Ravensbrück, nach 1945
Am 6. Juli 1944 verurteilt der 5. Senat des „Volksgerichtshofs“ sie wegen „Vorbereitung zum Hochverrat und Feindbegünstigung” zum Tode. Charlotte Eisenblätter wird am 25. August 1944 im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee ermordet.
In Berlin-Pankow wurde 1951 im Ortsteil Niederschönhausen eine Straße und 2019 in Erfurt ein Naturfreundehaus nach ihr benannt. 2008 wurde vor ihrem Wohnhaus in Berlin-Charlottenburg ein Stolperstein für Charlotte Eisenblätter verlegt.
Weiterführendes
Oliver Kersten: Charlotte Eisenblätter (1903-1944). Biographische Skizze einer „Hochverräterin“, in: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung 43 (2001), Heft 1, S. 45-54
Oliver Kersten: Die Naturfreundebewegung in der Region Berlin-Brandenburg 1908-1989/90. Kontinuitäten und Brüche, Berlin 2007, S. 316–318