Elsa Arndt wächst in einer evangelischen Bauernfamilie in Cottbus auf. In ihrer Geburtsstadt lernt sie Josef Chotzen kennen, der aus einer Familie von Rabbinern stammt. 1907 wird Joseph („Eppi“), der erste Sohn von Elsa Arndt und Josef Chotzen, unehelich geboren, weil beide Familien die Eheschließung des Paares ablehnen. Erst nach dem Übertritt von Elsa Arndt zum jüdischen Glauben im Jahr 1914 können die beiden heiraten. Sie bekommen drei weitere Söhne: Hugo-Kurt („Bubi“), Erich und Ullrich.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 ändert sich für die gesamte Familie die Lebenssituation drastisch. Der älteste Sohn wird wegen seines Engagements für die KPD mehrfach festgenommen. Josef Chotzen verliert 1936 aufgrund seiner jüdischen Herkunft sein Arbeitsverhältnis. Die Kinder gelten als jüdisch.
1940 tritt Elsa aus der jüdischen Gemeinde aus, um ihre Familienangehörigen und andere Verfolgte als „Arierin“ besser beschützen zu können. Sie stellt jüdischen Verwandten und Bekannten ihre Wohnung in Berlin-Wilmersdorf als Quartier zur Verfügung, darunter Ilse Rewald, mit der sie auch nach Kriegsende verbunden bleibt. Mehrfach erreicht sie die Freilassung ihrer Söhne und Schwiegertöchter aus Sammellagern. 1942 stirbt ihr Mann an den Folgen von Zwangsarbeit, ihr Sohn Erich wird gemeinsam mit seiner Frau Ilse Schwarz in das Ghetto Riga deportiert.
Es wäre einfach zu viel für sie gewesen. Nach den schrecklichen Belastungen der zurückliegenden Jahre, dem Tod meines Vaters, dem Abtransport von Erich und Ilse … So konnten wir vor allem Post erst einmal vor meiner Mutter abfangen.
Eppi Chotzen zur Situation seiner Mutter, Lebensbericht, 1980er Jahre
Als im Februar 1943 Frauen in der Berliner Rosenstraße für die Freilassung ihrer männlichen Verwandten demonstrieren, nimmt Elsa Chotzen daran teil. Nachdem auch ihre Söhne Hugo-Kurt und Ullrich im Sommer 1943 gemeinsam mit ihren Frauen deportiert werden, versorgt Elsa sie mit Hilfspaketen. Bis Oktober 1944 versendet sie zusammen mit ihrem ältesten Sohn Eppi 300 Pakete zu den Verwandten in das Ghetto Theresienstadt.
Elsa Chotzen lebt nach Kriegsende gemeinsam mit Eppi in Berlin. Ihre anderen drei Söhne und deren Ehefrauen überleben nicht. Sie werden zwischen 1942 und 1945 in Riga und den KZ Bergen-Belsen und Dachau ermordet.
Weiterführendes
Barbara Schieb: Nachricht von Chotzen. „Wer immer hofft, stirbt singend“, Berlin 2000
Gorch Pieken: Das Haushaltsbuch der Elsa Chotzen. Schicksal einer jüdischen Familie in Berlin 1937-1946, Berlin 2008