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Biografie

Elsa Chotzen

geb. Arndt

31. Oktober 1887, Cottbus – 15. April 1982, Berlin (West)

Portrait: Elsa Chotzen

Elsa Arndt wächst in einer evan­ge­lischen Bauern­familie in Cottbus auf. In ihrer Geburts­stadt lernt sie Josef Chotzen kennen, der aus einer Familie von Rabbinern stammt. 1907 wird Joseph („Eppi“), der erste Sohn von Elsa Arndt und Josef Chotzen, un­ehelich ge­boren, weil beide Familien die Ehe­schließung des Paares ablehnen. Erst nach dem Über­tritt von Elsa Arndt zum jüdischen Glauben im Jahr 1914 können die beiden heiraten. Sie bekommen drei weitere Söhne: Hugo-Kurt („Bubi“), Erich und Ullrich. 

Nach der Macht­über­nahme der Na­tio­nal­so­zia­lis­ten 1933 ändert sich für die gesamte Familie die Lebens­situation drastisch. Der älteste Sohn wird wegen seines Engage­ments für die KPD mehr­fach fest­ge­nommen. Josef Chotzen verliert 1936 auf­grund seiner jü­di­schen Her­kunft sein Arbeits­verhältnis. Die Kinder gel­ten als jü­disch. 

1940 tritt Elsa aus der jüdischen Ge­mein­de aus, um ihre Familien­an­ge­hö­ri­gen und andere Ver­folg­te als „Arierin“ besser be­schüt­zen zu können. Sie stellt jü­di­schen Ver­wand­ten und Be­kann­ten ihre Woh­nung in Berlin-Wilmersdorf als Quartier zur Ver­fügung, darunter Ilse Rewald, mit der sie auch nach Kriegs­ende ver­bun­den bleibt. Mehr­fach erreicht sie die Frei­las­sung ihrer Söhne und Schwieger­töchter aus Sammel­lagern. 1942 stirbt ihr Mann an den Folgen von Zwangs­arbeit, ihr Sohn Erich wird gemein­sam mit seiner Frau Ilse Schwarz in das Ghetto Riga de­por­tiert.

Es wäre einfach zu viel für sie gewesen. Nach den schreck­li­chen Be­las­tun­gen der zurück­lie­gen­den Jahre, dem Tod meines Vaters, dem Ab­trans­port von Erich und Ilse … So konnten wir vor allem Post erst einmal vor meiner Mutter ab­fangen.

Eppi Chotzen zur Situation seiner Mutter, Lebensbericht, 1980er Jahre

Als im Februar 1943 Frauen in der Berliner Rosen­straße für die Frei­las­sung ihrer männ­lichen Ver­wand­ten de­mons­trie­ren, nimmt Elsa Chotzen daran teil. Nach­dem auch ihre Söhne Hugo-Kurt und Ullrich im Sommer 1943 gemein­sam mit ihren Frauen de­por­tiert werden, versorgt Elsa sie mit Hilfs­pa­ke­ten. Bis Oktober 1944 ver­sen­det sie zu­sam­men mit ihrem ältesten Sohn Eppi 300 Pakete zu den Ver­wandten in das Ghetto Theresien­stadt. 

Elsa Chotzen lebt nach Kriegs­ende ge­mein­sam mit Eppi in Berlin. Ihre anderen drei Söhne und deren Ehe­frauen über­leben nicht. Sie werden zwischen 1942 und 1945 in Riga und den KZ Bergen-Belsen und Dachau er­mor­det.

Portrait: Elsa Chotzen

Elsa Chotzen 

Personen

Weiterführendes

Barbara Schieb: Nachricht von Chotzen. „Wer immer hofft, stirbt singend“, Berlin 2000

Gorch Pieken: Das Haushaltsbuch der Elsa Chotzen. Schicksal einer jüdischen Familie in Berlin 1937-1946, Berlin 2008