Olga Böhm wird 1896 im russischen Sorotschinsk geboren. Als Jugendliche lebt sie mit ihren Eltern in der Ukraine, wo sie eine deutsche Volksschule besucht. 1918 zieht die Familie nach Kartowice um. Olga Böhm erlernt das Schneiderhandwerk und wohnt ab 1920 zunächst in Berlin, dann in Celle und Hannover. 1928 kehrt sie wieder nach Berlin zurück und arbeitet dort als Hausschneiderin.
Im selben Jahr tritt Olga Böhm den Ernsten Bibelforschern bei, 1931 umbenannt in Zeugen Jehovas. Auch nachdem die Nationalsozialisten die Glaubensgemeinschaft 1935 verbieten, bleibt sie den Zeugen Jehovas treu. Im August 1937 verurteilt das Sondergericht Berlin Olga Böhm deshalb zu einer Strafe von vier Monaten Gefängnis.
Nach ihrer Entlassung im Januar 1938 betätigt sich Olga Böhm wieder für die Zeugen Jehovas. Ab 1941 nimmt sie eine zentrale Rolle bei der Verteilung von verbotenen Schriften der Glaubensgemeinschaft ein. Im Juni 1943 erneut festgenommen, verurteilt sie der „Volksgerichtshof“ im November 1944 zum Tode. Zur Urteilsvollstreckung kommt es jedoch im Kriegsverlauf nicht mehr und Olga Böhm wird im Frühjahr 1945 aus der Haft befreit.
Nach Kriegsende ist Olga Böhm aufgrund der Verfolgung im Nationalsozialismus in schlechter körperlicher Verfassung und arbeitsunfähig. Sie stellt 1945 einen Antrag auf Anerkennung als „Opfer des Faschismus“, der zunächst bewilligt wird. Als die Zeugen Jehovas jedoch 1950 in der DDR verboten werden, wird ihr der Status im Januar 1951 wieder aberkannt.
Aus Angst vor weiterer Verfolgung flieht Olga Böhm aus Berlin-Lichtenberg nach West-Berlin, wo sie bis zu ihrem Tod 1989 lebt.
Weiterführendes
Hans-Rainer Sandvoß: Widerstand in Lichtenberg und Friedrichshain, Berlin 1998, S. 264-265