Erna Lange wächst in Görlitz auf. Kurz nachdem ihr Vater als Soldat im Ersten Weltkrieg fällt, tritt ihre Mutter den Ernsten Bibelforschern bei. Auch Erna Lange wird im Alter von 16 Jahren als Bibelforscherin getauft. 1927 bis 1932 ist sie als Missionarin aktiv: Sie geht von Haustür zu Haustür und wirbt aktiv für die Glaubensgemeinschaft, die sich seit 1931 Zeugen Jehovas nennt.
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme bleibt sie der Gemeinschaft treu, obwohl eine Tätigkeit für die Zeugen Jehovas verboten wird. 1934 heiratet Erna Lange Konrad Brzezek, der ebenfalls Mitglied bei den Zeugen Jehovas ist. Gemeinsam betreiben sie jahrelang ein Seifengeschäft in Berlin-Friedrichshain, das als heimlicher Treffpunkt der Zeugen Jehovas dient.
In den Jahren 1937 und 1938 ist Erna Brzezek wegen ihrer Betätigung für die Glaubensgemeinschaft für insgesamt neun Monate in Haft.
Ihr Mann wird 1942 wegen „Kriegsdienstverweigerung“ zum Tode verurteilt und im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet. Erna Brzezek muss infolgedessen das gemeinsame Geschäft aufgeben. Sie arbeitet als Wirtschafterin bei dem Zeugen Jehova Gustav Kluth. Zu diesem Zeitpunkt nimmt sie mehrfach Schriften wie den „Wachtturm“ entgegen und verteilt diese. Erna Brzezek steht deshalb erneut vor Gericht und wird im November 1944 vor dem „Volksgerichtshof“ zu sieben Jahren Zuchthaushaft verurteilt.
Nach Kriegsende lebt sie in der Sowjetischen Besatzungszone und später in der DDR. Erna Brzezek wird zunächst als Verfolgte des Faschismus anerkannt, nach dem Verbot der Zeugen Jehovas in der DDR im Jahr 1950 verliert sie diese Aberkennung jedoch wieder. Sie heiratet erneut und stirbt 2001 als Erna Muhs.
Weiterführendes
Hans-Rainer Sandvoß: Widerstand in Lichtenberg und Friedrichshain, Berlin 1998, S. 255-261, S. 264