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Biografie

Anna Beyer

2. Februar 1909, Frankfurt am Main – 15. Mai 1991, Frankfurt am Main

Portrait: Anna Beyer

Anna Beyer wächst in einem sozial­demo­kratischen Eltern­haus auf. Aus finan­ziellen Grün­den kann sie ihren Berufs­wunsch, Lehrerin zu werden, nicht verwirklichen und absolviert eine Aus­bildung zur kauf­männischen An­ge­stell­ten. Als 14-Jährige tritt sie in den Zentral­ver­band der Angestellten ein und wird Mit­glied der Sozia­listischen Arbeiter­jugend (SAJ). 

Nach ihrer Aus­bildung findet Anna Beyer Arbeit in der Seifen­fabrik des Sozialisten Max Wolf, wo sie Ludwig Gehm kennenlernt. Beide treten in den Inter­natio­nalen Sozialistischen Kampf­bund (ISK) ein. Der ISK versucht ab 1932, ein Er­star­ken der national­sozia­listischen Be­we­gung zu ver­hindern. Seine Mit­glieder verfassen anti­faschistische Flug­blätter und bauen ein Netz­werk von vege­tarischen Res­tau­rants, sogenannte Vegas, auf, die später die Wider­stands­arbeit finanzieren sollen. 

Im Sommer 1933 arbeitet Anna Beyer in einem Vega in Köln. Nach ihrer Rück­kehr nach Frank­furt am Main eröffnet sie dort ein eigenes Res­tau­rant, das als Ver­steck für Material sowie als heim­licher Treff­punkt dient.

… da kam die Ge­stapo ins Res­tau­rant… Und als ich mal nicht da war, kamen sie auch mich abzu­holen. Und da war es klar, dass ich da nicht mehr län­ger bleiben konnte.

Anna Beyer in einem Interview, 1989

Auf­grund des zu­nehmenden Ver­folgung­sdrucks geht Anna Beyer 1937 ins Exil. Sie lebt zunächst in Paris und flieht 1938 über die Schweiz weiter nach London. Dort engagiert sie sich in der Landes­gruppe deutscher Gewerk­schafter in Groß­bri­tannien. 1944 lässt sich Anna Beyer gemeinsam mit Hilda Monte für den US-amerikanischen Geheim­dienst OSS zur Fallschirm­agentin ausbilden. Beide Frauen springen im September 1944 nahe der Schweiz ab. Aufgrund der stark bewachten Grenze kann Anna Beyer aber erst nach Kriegs­ende in ihre Heimat­stadt Frankfurt am Main zurück­kehren.

Sie en­ga­giert sich in der SPD und wird 1946 in die erste Frank­furter Stadt­verordneten­ver­sammlung gewählt. Später arbeitet sie in der Wies­badener Staats­kanzlei und vertritt das Land Hessen im Bundes­rat. Anna Beyer stirbt 1991 und erhält ein Ehren­grab auf dem Frankfurter Haupt­friedhof.

Portrait: Anna Beyer

Anna Beyer 

Weiterführendes

Stefan Müller/Siegfried Mielke: Beyer, Anna (1909-1991). Mitarbeit in der Landesgruppe deutscher Gewerkschafter in Großbritannien, in: Siegfried Mielke (Hg.): Gewerkschafterinnen im NS-Staat. Verfolgung, Widerstand, Emigration, Band 1, Essen 2008, S. 88-101