Liane Berkowitz wird als Tochter des aus der Sowjetunion geflohenen Kapellmeisters Viktor Wassieljew und der Gesangslehrerin Katharina Jewsienko geboren. Nach dem Tode ihres Ehemannes heiratet Jewsienko Henry Berkowitz, der Liane 1930 adoptiert.
Liane Berkowitz spricht fließend Russisch und besucht ab 1941 die Heilsche Abendschule. Sie kommt durch Ursula Goetze in den Kreis um John Rittmeister, dessen Frau Eva ebenfalls das Abendgymnasium besucht. Regelmäßig nimmt Liane Berkowitz mit ihrem Verlobten Friedrich Rehmer, Fritz und Hannelore Thiel und anderen an den Diskussionen über Grundfragen des politischen Lebens teil.
Am Abend des 17. Mai 1942 beteiligt sie sich mit Otto Gollnow an einer Zettelklebeaktion der Roten Kapelle gegen die NS-Propagandaausstellung „Das Sowjetparadies”. Zur Tarnung benehmen sie sich wie ein Liebespaar, während ihnen der uniformierte Harro Schulze-Boysen folgt und sie mit der Waffe schützt.
Nach der Enttarnung der Roten Kapelle wird Liane Berkowitz am 26. September 1942 festgenommen und am 18. Januar 1943 gemeinsam mit Friedrich Rehmer und anderen vom Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt. Im Frauengefängnis Barnimstraße bringt sie am 12. April 1943 ihre Tochter Irena zur Welt. Diese wird ab Juli 1943 von der Großmutter betreut und fällt im Oktober 1943 vermutlich einer NS-Krankenmordaktion im Krankenhaus Eberswalde zum Opfer.
Adolf Hitler lehnt am 21. Juli 1943 persönlich die Gnadengesuche von 17 Mitgliedern der Berliner Roten Kapelle ab. Selbst das Reichskriegsgericht hatte ihm empfohlen, die 22-jährige Keramikerin Cato Bontjes van Beek und die 19-jährige Schülerin Liane Berkowitz zu begnadigen. Hitler lehnt dies ausdrücklich ab.
Liane Berkowitz wird am 5. August 1943 in Plötzensee emordet.
An Liane Berkowitz erinnert heute unter anderem eine Gedenktafel am Viktoria-Luise-Platz 1 in Berlin-Schöneberg. Sie wird am 25. November 1993 durch Bezirksbürgermeister Uwe Saager und Dr. Hans Coppi der Öffentlichkeit übergeben. In Berlin-Friedenau trägt außerdem ein bis dahin namenloser Platz zwischen Südwestkorso, Rheingau- und Wilhelmshöher Straße seit dem 18. Januar 2000 den Namen von Liane Berkowitz.
Weiterführendes
Johannes Tuchel: Motive und Grundüberzeugungen des Widerstandes der Harnack/Schulze-Boysen-Organisation. Zum Denken und Handeln von Liane Berkowitz, in: Kurt Schilde (Hg.): Eva-Maria Buch und die „Rote Kapelle”. Erinnerungen an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus, Berlin 1992, S. 85-99
Johannes Tuchel: „… wenn man bedenkt, wie jung wir sind, so kann man nicht an den Tod glauben.” Liane Berkowitz, Friedrich Rehmer und die Widerstandsaktionen der Berliner Roten Kapelle, in: Stiftung Gedenkstätte Deutscher Widerstand (Hg.): Schriftenreihe Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus, Band 1, Berlin 2022