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Biografie

Ruth Andreas-Friedrich

geb. Behrens

23. September 1901, Berlin – 17. September 1977, München

Portrait: Ruth Andreas-Friedrich

Ruth Behrens wächst in Metz und Mag­de­burg auf. Nach dem Be­such des Lyzeums in Bres­lau (Wrocław) ab­sol­viert sie eine Aus­bil­dung zur Wohl­fahrts­pfle­ge­rin und fängt eine Buch­händler­lehre an. 1923 zieht sie nach Berlin und be­ginnt ihre jour­na­lis­ti­sche Tätig­keit bei Zei­tun­gen. Spä­ter schreibt sie für Frauen­magazine.   

Mit ihrem ers­ten Ehe­mann, dem Unter­neh­mer Otto Andreas Friedrich, ver­bin­det sie eine lebens­lange Freund­schaft. Die 1925 ge­bo­rene Tochter Karin wächst bei ihr auf und Ruth trägt ab 1930 den Namen „Andreas-Fried­rich”. Ab 1931 ist sie mit dem Musi­ker und Dirigen­ten Leo Borchard liiert, mit dem sie in Ber­lin-Steglitz in zwei über­ei­nan­der liegen­den Woh­nun­gen lebt. 

Kein Zweifel, Hitler will den Krieg. … Wir haben ‚Nein‘ gesagt – ‚Nein‘ gedacht. Wir meinen Nein. Und wir wollen nicht.

Ruth Andreas-Friedrich in ihrem Tagebuchbericht, 27. September 1938

Nach dem No­vem­ber­po­gro­m 1938 wird die Woh­nung des Paares zum Re­fu­gium für jüdi­sche Kollegen und Freun­de. Sich selbst nennt der Freun­des­kreis nach dem Krieg „On­kel Emil“, dem ver­ein­bar­ten Warn­ruf bei dro­hen­der Ge­fahr.  

Ruth Andre­as-Fried­rich und ihre „Clique” unter­stützen ab 1942 unter­ge­tauch­te Jüdinnen und Juden, indem sie Ver­folgte be­her­ber­gen, Quar­tie­re und Lebens­mittel beschaf­fen und ge­fälschte Aus­weis­papiere or­ga­ni­sie­ren. Auch setzen sie sich für poli­tische Ge­fan­gene ein und hel­fen bei der Be­treu­ung ihrer Fami­lien. Im Herbst 1942 kommt Ruth Andreas-Friedrich mit An­ge­hö­ri­gen des Krei­sau­er Kreises in Kon­takt.

Nach Kriegs­ende tritt sie der SPD bei und gibt ab Novem­ber 1947 ein Jahr lang das Frauen­ma­ga­zin „Lilith“ heraus. Ende 1948 zieht Ruth Andre­as-Fried­rich nach Mün­chen, wo sie als freie Jour­na­lis­tin tätig ist.  

2002 wird sie von der is­raeli­schen Gedenk­stätte Yad Vashem post­hum als Ge­rech­te unter den Völ­kern ge­ehrt. 

In Berlin-Steglitz er­innern heute in der Nähe des Bota­ni­schen Gar­tens eine Park­anlage sowie ein Gedenk­stein und eine Gedenk­tafel an sie. 

Portrait: Ruth Andreas-Friedrich

Ruth Andreas-Friedrich 

Weiterführendes

Ruth Andreas-Friedrich: Der Schattenmann. Tagebuchaufzeichnungen 1938-1948, Frankfurt am Main 2000

Karin Friedrich: Zeitfunken. Biographie einer Familie, München 2000

Susanne Beer/Marten Düring: Hilfe für jüdische Verfolgte im Nationalsozialismus. Biographische und sozialstrukturelle Zugänge am Beispiel der Berliner Helferin Ruth Andreas-Friedrich, in: Medaon – Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung 5 (2011), Nr. 9, S. 1-17

Wolfgang Benz: Protest und Menschlichkeit. Die Widerstandsgruppe „Onkel Emil” im Nationalsozialismus, Ditzingen 2020