Karoline (Lilli) Adel wird 1916 in Berlin als uneheliche Tochter der Stenotypistin Charlotte Adel geboren. Nach dem Ende ihrer Schulausbildung absolviert Lilli eine Ausbildung zur Kinderpflegerin. Bereits im Alter von 15 Jahren engagiert sie sich politisch. 1931 schließt sich Lilli Adel der sozialistischen Jugendorganisation SAJ und 1932 dem sozialistischen Jugendverband (SJV) sowie dem Freidenkerverband an.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 setzt sie zusammen mit ihrer Mutter ihr Engagement fort. In einer Wohnung im Berliner Prenzlauer Berg, die Charlotte Adel zu diesem Zweck anmietet, treffen sich Kuriere der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) und wohnen zeitweise auch dort. Die Wohnung dient darüber hinaus als Materiallager und Deckadresse für die nun verbotene SAP. Lilli Adel gibt dort gelagerte Materialien weiter und nimmt an Treffen und Diskussionen teil.
Im August 1933 wird Lilli Adel zusammen mit mehreren anderen Mitstreiterinnen und Mitstreitern in der Wohnung festgenommen. Bei Vernehmungen in der Berliner Gestapo-Zentrale in der Prinz-Albrecht-Straße wird sie mehrfach körperlich misshandelt und erleidet sexuelle Gewalt. Die an den Mißhandlungen Beteiligten stehen später wegen „Körperverletzung im Amt" vor Gericht. Das Verfahren gegen sie wird jedoch eingestellt. Lilli Adel wird noch vor Prozessbeginn wegen ihres jugendlichen Alters entlassen, steht aber unter polizeilicher Überwachung und der Aufsicht des Jugendamtes.
Als von Plotho erfuhr, wie mein Arrest gestaltet war, ordnete er für mich Einzelhaft an. Nun wurde ich am Abend zum Verhör geholt und nachts vernommen. Ich wurde misshandelt und so vergewaltigt, dass ich wegen der Folgen keine Kinder gebären konnte.
Lilli Wagner, geb. Adel, 1991
Während die meisten Mitglieder der Gruppe am 1. Dezember 1934 vom „Volksgerichtshof“ zu Haftstrafen verurteilt werden, spricht das Gericht die fünf im Verfahren beschuldigten Jugendlichen, darunter Lilli Adel, frei. Sie steht jedoch in den Folgejahren unter behördlicher Beobachtung und ist nicht mehr politisch aktiv. Sie arbeitet als Dienstmädchen und Krankenschwester.
Nach Kriegsende heiratet sie und berichtet in den 1990er Jahren als Zeitzeugin über ihre Erfahrungen in der NS-Zeit.