Charlotte Sonntag wird 1893 als Tochter von Eugen und Agnes Sonntag in Berlin-Tempelhof geboren. Sie arbeitet als Stenotypistin und lebt mit ihrem Mann und der gemeinsamen Tochter Lilli im Prenzlauer Berg. Nach der Trennung von ihrem Mann pendelt sie eine Zeitlang zwischen ihrer Arbeitsstätte in Berlin und Niederlehme, wo sie kurzzeitig mit ihrer Tochter unterkommt.
Charlotte und Lilli Adel engagieren sich in der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) und dem Sozialistischen Jugendverband (SJV), Charlotte Adel ist auch im Deutschen Freidenkerverband aktiv. Ab dem 1. April 1933 mietet sie eine Wohnung in der Weißenburger Straße 79 (heute Kollwitzstraße) im Prenzlauer Berg an, die als Treffpunkt und Unterkunft für Kuriere sowie als Materiallager und Postdeckadresse genutzt wird. Charlotte Adel vernetzt zudem Kuriere aus anderen Städten mit Kontaktpersonen innerhalb der SAP.
Am 22. August 1933 durchsucht die Gestapo die Wohnung und nimmt mehrere Personen fest, darunter auch Charlotte und Lilli Adel. Ab dem 15. September 1933 befindet sich Charlotte Adel in Untersuchungshaft, zunächst im Polizeigefängnis Moabit, dann im Frauengefängnis in der Barnimstraße. Vor und nach ihrer Verurteilung im Dezember 1934 durchleidet sie bei Verhören mehrfach verbale und sexuelle Gewalt. Im Juni 1934 erhält sie in der Haft die Nachricht, dass ihr die Vormundschaft für ihre Tochter Lilli entzogen wurde und diese fortan nicht mehr bei ihr leben darf.
Mutter, die wie ich in der Prinz-Albrecht-Straße verhört wurde, unternahm einen Selbstmordversuch, weil der Druck, der auf sie ausgeübt wurde, ihre Freunde zu verraten, immer größer wurde.
Lilli Wagner, geb. Adel, über ihre Mutter, 1991
Seit ihrer Entlassung im März 1935 steht Charlotte Adel unter Polizeiaufsicht und hat deshalb privat und beruflich große Schwierigkeiten. Im Mai 1938 nimmt sie sich in ihrer Wohnung in Berlin-Britz das Leben.
2018 wird in der Hufeisensiedlung in Berlin-Britz ein Stolperstein verlegt, der an sie erinnert.