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Biografie

Charlotte Adel

geb. Sonntag

7. Dezember 1893, Berlin – 14. Mai 1938, Berlin

Portrait: Charlotte Adel

Charlotte Sonntag wird 1893 als Toch­ter von Eugen und Agnes Sonntag in Berlin-Tempelhof ge­bo­ren. Sie ar­bei­tet als Steno­typistin und lebt mit ihrem Mann und der ge­mein­sa­men Tochter Lilli im Prenzlauer Berg. Nach der Tren­nung von ihrem Mann pendelt sie eine Zeit­lang zwischen ihrer Arbeits­stätte in Berlin und Nieder­lehme, wo sie kurz­zeitig mit ihrer Tochter unter­kommt.

Charlotte und Lilli Adel en­ga­gie­ren sich in der Sozialis­tischen Ar­bei­ter­par­tei Deutsch­lands (SAP) und dem Sozialis­tischen Jugend­verband (SJV), Charlotte Adel ist auch im Deutschen Frei­denker­verband aktiv. Ab dem 1. April 1933 mietet sie eine Woh­nung in der Weißen­burger Straße 79 (heute Kollwitzstraße) im Prenz­lauer Berg an, die als Treff­punkt und Unter­kunft für Kuriere sowie als Material­lager und Post­deck­adresse genutzt wird. Charlotte Adel ver­netzt zu­dem Kuriere aus anderen Städten mit Kontakt­per­sonen innerhalb der SAP. 

Am 22. August 1933 durch­sucht die Gestapo die Woh­nung und nimmt mehrere Per­so­nen fest, darunter auch Charlotte und Lilli Adel. Ab dem 15. September 1933 befindet sich Charlotte Adel in Unter­such­ungs­haft, zu­nächst im Polizei­gefängnis Moabit, dann im Frauen­gefängnis in der Barnim­straße. Vor und nach ihrer Verur­teilung im Dezember 1934 durch­leidet sie bei Ver­hören mehr­fach verbale und sexuelle Gewalt. Im Juni 1934 erhält sie in der Haft die Nach­richt, dass ihr die Vor­mund­schaft für ihre Tochter Lilli ent­zogen wurde und diese fortan nicht mehr bei ihr leben darf.

Mutter, die wie ich in der Prinz-Albrecht-Straße ver­hört wurde, unter­nahm einen Selbst­mord­versuch, weil der Druck, der auf sie aus­geübt wurde, ihre Freunde zu ver­raten, immer größer wurde.

Lilli Wagner, geb. Adel, über ihre Mutter, 1991 

Seit ihrer Ent­las­sung im März 1935 steht Charlotte Adel unter Polizei­auf­sicht und hat des­halb privat und be­ruf­lich große Schwierig­keiten. Im Mai 1938 nimmt sie sich in ihrer Woh­nung in Berlin-Britz das Leben. 

2018 wird in der Huf­eisen­siedlung in Berlin-Britz ein Stolper­stein verlegt, der an sie erinnert.

Portrait: Charlotte Adel

Charlotte Adel