Anna Dehn wächst in einer Berliner Arbeiterfamilie mit Gesprächen über politische Themen auf. Ihr Vater ist aktiver Gewerkschafter und Mitglied der SPD. Anna Dehn besucht eine Mädchenschule, kann jedoch aus finanziellen Gründen danach keine Ausbildung machen und verdient ab 1923 ihren Lebensunterhalt als ungelernte Arbeiterin in einer Druckerei.
Sie tritt der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ), 1925 dem Arbeitersportverein Fichte und 1926 der Gewerkschaft der Graphischen Hilfsarbeiter bei. 1930 heiratet Anna Dehn den Musiker Otto Wazikowski. Die Ehe hält jedoch nur drei Jahre. 1934 lernt sie den Kommunisten Ludwig Wendel kennen, der ihr Lebensgefährte wird und den sie 1945 heiratet.
Meine Generation, wenn man die manchmal hört, da könnte man verrückt werden, daß sie überhaupt nichts begriffen haben und gar nichts mehr wissen.
Anne Wendel nach 1945
Nach der Machtübernahme durch die NSDAP ist Anna Dehn zusammen mit Ludwig Wendel für die nun verbotene KPD im Berliner Südosten aktiv. Sie sammelt Geld für verfolgte Kommunistinnen und Kommunisten und deren Familien und verbreitet Flug-blätter und Druckschriften der KPD in Berlin-Kreuzberg.
Am 15. September 1937 wird Anna Dehn an ihrem Arbeitsplatz in einer Druckerei festgenommen. In den folgenden Monaten ist sie im Polizeigefängnis am Alexanderplatz und danach im Frauengefängnis in der Barnimstraße inhaftiert.
Am 28. Oktober 1938 wird Anna Dehn vor dem „Volksgerichtshof” nach 13 Monaten Untersuchungshaft zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt, die sie in Lübeck-Lauerhof und Jauer verbringen muss. Im Mai 1943 entlassen, steht Anna Dehn danach unter Aufsicht der Gestapo.
1945 heiratet sie Ludwig Wendel, der nur drei Jahre später an den Folgen seiner Haft stirbt.
Auch nach Kriegsende ist Anna „Anni” Wendel politisch engagiert. Sie tritt der SED in West-Berlin bei und ist in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) aktiv. 1960 erhält sie für ihre erlittene Haft während der Zeit des Nationalsozialismus eine Entschädigung.
Weiterführendes
Claudia von Gélieu: Barnimstraße 10. Das Berliner Frauengefängnis 1868-1974, Berlin 2014
Biografie von Anna Wendel auf der Website „Antifaschistinnen aus Anstand“