Elise Hirschmann wird in eine jüdische Fabrikantenfamilie hineingeboren. Nach dem Besuch der von Alice Salomon gegründeten Sozialen Frauenschule und der Tätigkeit in einem Kinderhort studiert sie als eine der ersten Frauen an der Berliner Universität. Während ihres Studiums der Geschichte, Soziologie und Philosophie legt sie sich das Pseudonym Gabriele Tergit zu, unter dem sie Reportagen und Romane schreibt. 1928 heiratet sie Heinz Reifenberg, das Paar bekommt einen Sohn.
Mit Beginn der 1920er Jahre arbeitet Gabriele Tergit als Reporterin für große Berliner Zeitungen. 1931 veröffentlicht sie den Bestseller-Roman „Käsebier erobert den Kurfürstendamm”, eine Satire auf die damalige Berliner Gesellschaft.
Ein Schwerpunkt ihrer journalistischen Tätigkeit sind Gerichtsreportagen. In diesen wendet sich Gabriele Tergit gegen die erstarkende nationalsozialistische Bewegung und gegen Richter, die aus ihrer Sicht nicht intensiv genug gegen Rechtsextremismus vorgehen. Als Adolf Hitler 1932 wegen einer Verleumdungsklage in Berlin-Moabit vor Gericht steht, berichtet sie über den Prozess.
Nach der Machtübernahme wird Gabriele Tergit als Jüdin und kritische Reporterin von der „Sturmabteilung“ (SA) bedroht und flieht im März 1933 mit ihrer Familie ins Exil. Sie lebt zunächst in Prag, dann in Palästina. 1938 siedelt die Familie nach London über. Gabriele Tergit ist dort in der Schriftstellervereinigung „Deutscher PEN-Club im Exil“ aktiv.
Nach Kriegsende arbeitet sie wieder als Gerichtsreporterin. Sie gibt die Tätigkeit jedoch 1949 auf, als der Regisseur Veit Harlan in einem Prozess von dem Vorwurf, Propaganda für die Nationalsozialisten betrieben zu haben, freigesprochen wird. Sie schreibt fortan Romane und lebt bis zu ihrem Tod im Jahr 1982 in London.
In Berlin-Mitte wird 1998 eine Promenade nach Gabriele Tergit benannt.
Weiterführendes
Gabriele Tergit: Etwas Seltenes überhaupt. Erinnerungen, Frankfurt am Main u.a. 1983
Nicole Henneberg: Gabriele Tergit. Zur Freundschaft begabt. Eine Biographie, Frankfurt am Main 2024