Ilse Stöbe absolviert eine Ausbildung als Sekretärin und Stenotypistin. Ihre Intelligenz fällt dem Chefredakteur des „Berliner Tageblatt” Theodor Wolff auf, dessen Sekretärin sie wird und der ihr Bemühen um eigene journalistische Arbeiten fördert.
Ilse Stöbe freundet sich mit dem Redakteur Rudolf Herrnstadt an, der 1931 Mitglied der KPD wird und für den Nachrichtendienst der Roten Armee arbeitet. Herrnstadt bezieht sie in die Arbeit für den sowjetischen Geheimdienst ein. In den 1930er Jahren arbeitet sie in Warschau unter anderem als Vertreterin für Schweizer Zeitungen. Hier begegnet sie dem Diplomaten Rudolf von Scheliha, zu dem sie ein enges Vertrauensverhältnis aufbaut.
Im Herbst 1939 kehrt sie nach Berlin zurück und beginnt in der Informationsabteilung des Auswärtigen Amtes zu arbeiten, wo sie Scheliha wiedertrifft. Hier begegnet sie auch dem Journalisten Carl Helfrich, mit dem sie später zusammenlebt.
Vergeblich warnt sie unter dem Decknamen „Alta” im Frühjahr 1941 vor dem drohenden Überfall auf die Sowjetunion.
Ilse Stöbe wird am 12. September 1942 als vermeintliches Mitglied der Roten Kapelle festgenommen und am 14. Dezember vom 2. Senat des Reichskriegsgerichts wegen „Landesverrats” zum Tode verurteilt. Sie wird am 22. Dezember 1942 in Plötzensee ermordet.
Am 10. Juli 2014 wird in einer Gedenkstunde Ilse Stöbes Name in die Gedenktafel des Auswärtigen Amts im Haus am Werderschen Markt eingetragen. Seit dem 5. November 2021 erinnert außerdem ein Stolperstein vor dem ehemaligen deutschen Außenministerium in der Wilhelmstraße 92 in Berlin-Mitte an sie.
Personen
Weiterführendes
Ulrich Sahm: Ilse Stöbe, in: Hans Coppi / Jürgen Danyel / Johannes Tuchel (Hrsg.): Die Rote Kapelle im Widerstand gegen den Nationalsozialismus, Berlin 1994, S. 262ff.
Elfriede Brüning: Gefährtinnen. Porträts vergessener Frauen, Berlin 2010
Elke Scherstjanoi: Ilse Stöbe: Verräterin oder Patriotin? Ein Gutachten des Instituts für Zeitgeschichte, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 62 (2014) Heft 1, S. 139ff.
Hans Coppi / Sabine Kebir: Ilse Stöbe: Wieder im Amt. Eine Widerstandskämpferin in der Wilhelmstraße, Hamburg (2., erweiterte Auflage) 2015
Johannes Tuchel: „... wenn man bedenkt, wie jung wir sind, so kann man nicht an den Tod glauben.” Liane Berkowitz, Friedrich Rehmer und die Widerstandsaktionen der Berliner Roten Kapelle, Berlin 2022