zu den Biografien

Biografie

Anna Stiegler

geb. Behrend

21. April 1881, Penzlin – 23. Juni 1963, Bremen

Portrait: Anna Stiegler

Anna Behrend wird als Toch­ter einer mecklen­burgischen Land­arbeiter­familie in Penzlin ge­bo­ren. Sie ar­bei­tet zu­nächst als Haus- und Kinder­mädchen in Mecklen­burg und Ham­burg, wo sie ihren Mann, den Schneider Konrad Vogt, kennen­lernt. 1902 kommt die ge­mein­same Toch­ter zur Welt, die je­doch schon früh stirbt. Ab 1903 lebt das Paar in Blumenthal. Hier kommt Anna Vogt mit der sozialis­tischen Arbeiter­be­wegung in Be­rüh­rung. 

Sie en­ga­giert sich zu­nächst in einer in­offi­ziellen Gruppe von sozial­demo­kratischen Frauen. Mit dem Reichs­vereins­gesetz von 1908, das das Verbot der poli­ti­schen Be­täti­gung von Frauen auf­hebt, wird sie Mit­glied der SPD. Nach der Tren­nung von ihrem Mann hei­ra­tet sie 1916 den Buch­drucker Carl Stiegler und zieht mit ihm nach Bremen. 1918 wird sie für die USPD in die Bremer Bürger­schaft ge­wählt, der sie bis 1933 an­ge­hört, ab 1922 als Mit­glied der SPD-Frak­tion. 

Nach der national­sozia­listi­schen Macht­über­nahme hält Anna Stiegler Kon­takt zu ver­schiedenen Wider­stands­zirkeln, or­gani­siert Unter­stützungs­aktionen für Fa­mi­lien in­haftierter Ge­nossinnen und Ge­nos­sen sowie als Ge­burts­tags­feiern oder Aus­flugs­fahr­ten ge­tarn­te Treffen. Auf diesen werden aus dem Aus­land ge­schmug­gelte poli­ti­sche Schrif­ten dis­ku­tiert und weiter­ver­brei­tet. Anna Stiegler ist es vor allem wichtig, den Zu­sammen­halt unter den sozial­demo­kratischen Frauen zu stär­ken und diese politisch zu schu­len. 

Wir wussten, dass wir für eine Idee litten, die den freien Menschen zum Ziele hat, in einer freien Welt!

Anna Stiegler in einem Erinnerungsbericht

Nach­dem die Gruppe ver­raten worden ist, wird Anna Stiegler 1935 we­gen „Vorbereitung zum Hoch­verrat“ vom Hansea­ti­schen Ober­landes­gericht zu fünf Jahren Zucht­haus ver­urteilt. Nach der Ver­büßung der Haft wird sie jedoch nicht frei­ge­lassen, sondern 1939 in das Konzen­trations­lager Ravens­brück über­stellt. Ihr Mann Carl Stiegler ist nach einer zwei­jährigen Haft­strafe bereits seit 1937 im Konzen­trations­lager Sachsen­hausen in­haftiert.

Anna Stiegler kann die Haft über­leben und en­gagiert sich nach der Be­frei­ung erneut in der SPD. 1946 wird sie wieder in die Bre­mer Bürger­schaft ge­wählt und ar­beitet im über­parteilichen Bremer Frauen­ausschuss. Bei ihrer Rück­kehr erfährt sie, dass ihr Mann die Haft nicht über­lebt hat.  

Seit 2022 er­innern in Bremen-Findorff Stolper­steine an Anna und Carl Stiegler. 

Portrait: Anna Stiegler

Anna Stiegler 

Weiterführendes

Renate Meyer-Braun: Anna Stiegler (21.4.1881 bis 23.6.1963). Antifaschistin, Frauenpolitikerin, Sozialpolitikerin, in: Verena Behrens/Gisela Menger (Hg.): Starke Frauen radikal sozial und demokratisch. Ein Dialog mit 150 Jahren Bremer Geschichte, Bremen 2014, S. 65-89