Katharina Staritz studiert nach dem Abitur 1922 auf Wunsch der Eltern zunächst Deutsch, Geschichte und Religion auf Lehramt in Breslau. 1926 beginnt sie dann ein Theologiestudium und promoviert 1928 als erste Frau an der Marburger Evangelisch-Theologischen Fakultät. Im März 1932 legt sie das zweite theologische Examen ab. Als Frau darf sie keine Gemeinde übernehmen, findet aber eine Anstellung als Stadtvikarin in Breslau. 1938 wird sie ordiniert, jedoch nur mit eingeschränkten Rechten.
Im selben Jahr übernimmt Katharina Staritz die schlesische Vertrauensstelle der Kirchlichen Hilfsstelle für evangelische Nichtarier (Büro Pfarrer Grüber), die Christen jüdischer Herkunft bei der Auswanderung hilft und seelsorgerisch sowie mit sozialen Angeboten zur Seite steht. Auch nachdem das Büro Grüber Anfang 1941 von der Gestapo geschlossen wird, setzt Katharina Staritz gemeinsam mit ihrer Schwester Charlotte ihre Hilfe für Verfolgte fort.
Als im September 1941 die deutschen Juden zum Tragen des „Judensterns” gezwungen werden, mahnt Katharina Staritz die Breslauer Pfarrämter in einem Rundschreiben, die von der Diskriminierung betroffenen Mitglieder ihrer Gemeinde nicht auszugrenzen. Fünf Wochen später wird sie durch das evangelische Konsistorium vom Amt suspendiert und im Dezember 1941 in der SS-Zeitung „Das Schwarze Korps” scharf angegriffen.
Im März 1942 nimmt die Gestapo Katharina Staritz in „Schutzhaft” und hält sie in verschiedenen Haftanstalten gefangen, bis sie im August 1942 in das KZ Ravensbrück verschleppt wird. Paul Graf Yorck von Wartenburg kann nach Verhandlungen mit dem Breslauer Gauleiter Hanke im Mai 1943 ihre Freilassung erreichen. Sie bleibt jedoch weiter unter Gestapoaufsicht und darf ihren Beruf nicht mehr ausüben.
Katharina Staritz überlebt das Kriegsende und wirkt nach 1945 im Pfarrdienst in Thüringen und Hessen.
Weiterführendes
Hannelore Erhart/Ilse Meseberg-Haubold/Dietgard Meyer: Katharina Staritz 1903-1953. Von der Gestapo verfolgt. Von der Kirchenbehörde fallengelassen. Mit einem Exkurs Elisabeth Schmitz. Dokumentation 1903-1942 (Bd. 1), Göttingen 1999
Hannelore Erhart/Ilse Meseberg-Haubold/Dietgard Meyer: Katharina Staritz 1903-1953. Dokumentation 1942-1953 (Bd. 2), Göttingen 2023