Minna Specht wächst als das jüngste von sieben Kindern im Schloss Reinbek auf, ihre Eltern betreiben dort ein Hotel. Sie arbeitet nach der Schule als Lehrerin. Zusätzlich absolviert sie zwei Studiengänge der Geographie, Geschichte, Geologie, Philosophie und Mathematik. Während des Studiums lernt sie den Philosophen Leonard Nelson kennen.
1917/18 gründet Minna Specht mit Leonard Nelson den Internationalen Jugendbund (IJB), der als neue Erziehungsgemeinschaft auf lebensreformerischer Grundlage geschaffen wird. Sie ist Mitglied der SPD und im Lehrer-Kampfbund. Von 1926 an engagiert sie sich im Internationalen Sozialistischen Kampfbund (ISK). Die Arbeit als Lehrerin und ihr politisches Engagement sind eng miteinander verwoben. Gemeinsam mit Leonard Nelsen baut Minna Specht das reformpädagogische Landerziehungsheim Walkemühle auf.
Als die nationalsozialistische Bewegung stärker wird, geht Minna Specht 1931 nach Berlin, um dort die Arbeit des ISK zu unterstützen. Ziel des ISK ist es, eine Einheitsfront der Arbeiterbewegung aufzubauen. 1932 kehrt sie zur Walkemühle zurück. Nachdem die Schule im Frühjahr 1933 von der SA besetzt wird, flieht Minna Specht mit einem Teil ihrer Schülerschaft nach Dänemark. 1937 entziehen die Nationalsozialisten ihr die deutsche Staatsbürgerschaft. Ein Jahr später siedelt sie nach Großbritannien über, wo sie 1940 auf der Isle of Man interniert wird. Wieder in Freiheit, engagiert sie sich in verschiedenen Organisationen deutscher Emigrantinnen und Emigranten und ist weiterhin für den ISK aktiv.
Ende 1946 kehrt Minna Specht nach Deutschland zurück und tritt in die SPD ein. Von 1946 bis 1951 leitet sie die Odenwaldschule in Hessen, später arbeitet Minna Specht für die UNESCO.
Nach ihrem Tod werden zwei Schulen in Frankfurt am Main und Reutlingen nach Minna Specht benannt.
Personen
Weiterführendes
Inge Hansen-Schaberg: Minna Specht. Eine Sozialistin in der Landerziehungsheimbewegung (1918 bis 1951). Untersuchung zur pädagogischen Biographie einer Reformpädagogin, Frankfurt am Main 1992
Rainer Moltmann: Minna Specht, in: Siegfried Mielke (Hg.): Gewerkschafterinnen im NS-Staat. Biographisches Handbuch, Band 2, Berlin 2022, S. 484-496