Margarete Sommer wächst in Berlin auf. Sie studiert Philosophie und Volkswirtschaftslehre und arbeitet nach abgeschlossener Promotion als Dozentin an verschiedenen Berliner Fürsorgeschulen.
Die gläubige Katholikin weigert sich, die nationalsozialistische Gesetzgebung zur Zwangssterilisation von 1933 im Unterricht zu vermitteln. Sie wird deshalb 1934 zur Kündigung gezwungen. In den folgenden Jahren ist sie für das Hilfswerk beim Bischöflichen Ordinariat Berlin tätig. Als Leiterin des Hilfswerks koordiniert sie seelische und materielle Hilfe für Katholikinnen und Katholiken, die aufgrund ihrer jüdischen Herkunft verfolgt werden.
Wiederholt fordert sie die Kirchenobrigkeit zum Protest gegen die Verfolgung von Jüdinnen und Juden auf.
Nach all den geheimen Mitteilungen, die wir inzwischen erhalten hatten, wußten wir, daß die meisten unserer armen katholischen Juden in ihren Tod gingen, sofern sie in ein Ghetto gezwungen wurden.
Margarete Sommer in einem Bericht über ihre Hilfeleistungen im Nationalsozialismus, 1946
Zu diesem Zweck sammelt sie ab 1941 Informationen über Deportationen und fertigt Berichte über die Ermordungen in Ghettos und Lagern an. Einer der Berichte gelangt sogar bis in den Vatikan. Der von ihr erhoffte öffentliche Protest der katholischen Kirche bleibt jedoch aus.
Nach Kriegsende setzt sie ihre Arbeit in der katholischen Kirche fort und leistet Unterstützung für NS-Opfer. Für ihre Hilfen im Nationalsozialismus wird sie nach ihrem Tod mehrfach geehrt.
Weiterführendes
Wolfgang Knauft: Unter Einsatz des Lebens. Das Hilfswerk beim Bischöflichen Ordinariat Berlin für katholische „Nichtarier“ 1938-1945, Berlin 1988
Antonia Leugers: Widerstand oder pastorale Fürsorge katholischer Frauen im Dritten Reich? Das Beispiel Dr. Margarete Sommer (1893-1965), in: Irmgard Götz von Olenhusen u.a.: Frauen unter dem Patriarchat der Kirche. Katholikinnen und Protestantinnen im 19. und 20. Jahrhundert. Stuttgart u.a. 1995, S. 161-188
Heinrich Herzberg: Dienst am höheren Gesetz. Dr. Margarete Sommer und das „Hilfswerk beim Bischöflichen Ordinariat Berlin“, Fredersdorf 2000
Jana Leichsenring: Die katholische Kirche und „ihre Juden“. Das „Hilfswerk beim Bischöflichen Ordinariat Berlin“ 1938–1945, Berlin 2007