Eva Siewert ist die Tochter des Musikerehepaares Hans und Frieda Siewert. Nach der Scheidung ihrer Eltern lebt sie bei ihrer Mutter in Berlin, wo sie ein Mädchengymnasium besucht. Anschließend studiert sie Musik und verbringt ab 1928 ein Bühnenjahr als Koloratursopranistin am Landestheater Oldenburg. Infolge einer Erkrankung an Asthma muss sie diese Tätigkeit aufgeben und arbeitet ab 1929 vorwiegend als Journalistin.
1930 bis 1931 lebt Eva Siewert in Teheran. Nach ihrer Rückkehr hält sie Radiovorträge über ihre Reiseerlebnisse. Ab 1932 ist sie Redakteurin und Sprecherin für den Sender Radio Luxemburg. Aus Angst vor dem drohenden Zweiten Weltkrieg versucht sie 1938, nach Teheran zurückzukehren. Der NS-Staat verweigert ihr jedoch das notwendige Visum. Eva Siewert lebt fortan in Berlin und schlägt sich als Übersetzerin durch. Da sie im Nationalsozialismus als „jüdischer Mischling“ gilt, wird Eva Siewert die Arbeit als Journalistin verweigert.
In den Jahren 1941 und 1942 wird sie zweimal wegen kritischen Äußerungen und Witzen über das Regime verurteilt. Während Eva Siewert in Haft ist, taucht im März 1943 ihre jüdische Partnerin Alice Carlé unter, mit der sie seit 1938 liiert ist. Alice und ihre Schwester Charlotte Carlé leben unter falschen Namen in Berlin, bis sie im August 1943 von der Gestapo verhaftet, deportiert und im September 1943 im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ermordet werden. Nach ihrer Freilassung hilft Eva Siewert Alice Carlés Cousine Lucie Renner, die als verfolgte Jüdin ebenfalls untergetaucht ist.
1946 wird Eva Siewert als „Opfer des Faschismus“ anerkannt. Sie ist freiberuflich als Journalistin tätig und lebt bis zu ihrem Tod 1994 in Berlin-Wilmersdorf.
Weiterführendes
Raimund Wolfert: Eva Siewert (1907-1994). Kurt Hillers „Schwester im Geiste“, in: Lambda-Nachrichten, Nr. 162, Wien 2015, S. 48-51
Franz Porubsky: Eva Siewert, die „Luxemburger Nachtigall“, in: Mitteilungen der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft, Nr. 68, Berlin 2022, S. 27-28
Oranna Dimmig: Lebensbilder von Eva Siewert. Aufgefächert anhand von Nachlassfragmenten, in: Mitteilungen der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft, Nr. 68, Berlin 2022, S. 29-40