Netti Reiling wird als Tochter des jüdischen Kunst- und Antiquitätenhändlers Isidor Reiling und seiner Frau Hedwig in Mainz geboren. 1919 beginnt sie ein Studium der Kunstgeschichte, Geschichte, Philologie und Sinologie, das sie 1924 mit einer Promotion abschließt. Im folgenden Jahr heiratet sie László Radványi, mit dem sie zwei Kinder bekommt und in Berlin lebt.
Schon früh ist sie literarisch tätig. Für ihre Erzählung „Aufstand der Fischer in St. Barbara” erhält sie 1928 den Kleist-Preis. Sie veröffentlicht ihn unter dem Pseudonym Anna Seghers. Im selben Jahr wird sie Mitglied der KPD und gehört zu den Gründungsmitgliedern des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller.
In ihrer Arbeit warnt sie vor dem Erstarken des Nationalsozialismus. Als Kommunistin und Jüdin ist sie nach der nationalsozialistischen Machtübernahme besonders bedroht. Ihre Bücher werden verboten und verbrannt.
Im Frühjahr 1933 flieht sie mit ihrer Familie über die Schweiz nach Frankreich. Ihr Mann wird 1940 im südfranzösischen Lager Le Vernet interniert.
Anna Seghers verbirgt sich mit ihren Kindern nach der deutschen Besetzung zunächst in Paris und kann schließlich ins unbesetzte Frankreich fliehen. 1941 gelingt der Familie die Flucht nach Mexiko.
Wir fühlten alle, wie tief und furchtbar die äußeren Mächte in den Menschen hineingreifen können, … aber wir fühlten auch, dass es im Innersten etwas gab, was unangreifbar war und unverletzbar.
Anna Seghers, „Das siebte Kreuz”, 1942
Im Exil verfasst Anna Seghers weithin beachtete Romane über das Schicksal der Emigranten und den Widerstand gegen den Nationalsozialismus und publiziert in Exil-Zeitschriften. Sie ist Mitgründerin des Heinrich-Heine-Klubs und der Bewegung Freies Deutschland in Mexiko. Ihr berühmter Exil-Roman „Das siebte Kreuz”, den sie 1942 veröffentlicht, wird zwei Jahre später verfilmt.
1947 kehrt Anna Seghers nach Berlin zurück. In der DDR prägt sie das Kulturleben und ist dort zwischen 1952 und 1978 Präsidentin des Schriftstellerverbandes. In ihrem ehemaligen Wohnhaus in Berlin-Adlershof befindet sich heute ein Museum zum Gedenken an die Schriftstellerin.