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Biografie

Gertrud Seele

22. September 1917, Berlin – 12. Januar 1945, Berlin-Plötzensee

Portrait: Gertrud Seele

Gertrud Seele wächst in einem sozial­de­mo­kra­ti­schen Eltern­haus in Berlin-Neu­kölln auf und engagiert sich wäh­rend ihrer Schul­zeit an der Rütli-Re­form­schule im sozialistischen Kin­der- und Ju­gend­ver­band der Roten Fal­ken. Anschließend besucht sie eine Auf­bau­klas­se an der Elbe­schule, von der sie 1934 auf­grund einer Äußerung gegen die National­sozia­lis­ten ver­wie­sen wird. 

Ab 1937 absol­viert Gertrud Seele eine Aus­bil­dung zur Kran­ken­schwes­ter im Robert-Koch-Kran­ken­haus in Berlin-Moabit, 1939 legt sie zudem noch das Examen als Für­sor­gerin ab. Im Sep­tem­ber 1941 kommt ihre Toch­ter Michaela zur Welt. Bis 1943 arbeitet sie als Kran­ken­schwes­ter in Berlin-Moabit. 

Diese Frau war ein Herz und eine Seele.

Hanns-Peter Herz (1927–2012), Neuköllner Bezirksstadtrat und Journalist  über Gertrud Seele, um 2008 

Ihre Familie ist seit 1932 eng befreun­det mit der Familie Herz, die nach 1933 ras­sis­tisch ver­folgt wird. 1934 nehmen Gertruds ältere Geschwis­ter den sieben­jäh­ri­gen Hanns-Peter Herz vor anti­se­mi­ti­schen Be­läs­ti­gun­gen anderer Kinder in Schutz. Gertrud Seele und ihr Bruder Paul unter­stüt­zen neben der Familie Herz weitere ver­folg­te Jü­din­nen und Juden.

Im August 1943 zieht sie mit ihrer klei­nen Toch­ter wegen der Bom­ben­an­grif­fe auf Berlin in das Dorf Merke (Mierków) auf einen Bau­ern­hof, wo sie einige Wo­chen bleibt. Der Bäuerin Luise Mose gegen­über, mit der sie sich be­freun­det glaubt, äußert sie sich kritisch über das NS-Re­gime und zeigt ihre Ab­nei­gung gegen den Krieg. 

Als sie im Januar 1944 erneut in den Ort Merke fährt, wird sie nach einer De­nun­zia­ti­on durch Luise Mose fest­ge­nom­men. Gertrud Seele wird am 6. Dezem­ber 1944 vom „Volks­ge­richts­hof” wegen „Wehr­kraft­zer­set­zung und Feind­be­güns­ti­gung” zum Tode ver­ur­teilt. 

Sie wird 27-jährig am 12. Januar 1945 im Straf­ge­fäng­nis Berlin-Plöt­zen­see ermordet.

1951 wird ein Kran­ken­haus in Lanke bei Ber­nau nach ihr be­nannt, außer­dem tragen in ver­schie­de­nen Städ­ten Straßen ih­ren Namen. Seit 2012 erinnert in Berlin-Neu­kölln am früheren Wohn­haus ihrer Familie ein Stol­per­stein an sie.     

Portrait: Gertrud Seele

Gertrud Seele