Adele Schreiber wächst in der Steiermark als Tochter des Kurarztes Josef Schreiber und der Publizistin Clara Schreiber auf. Ihre Familie ist jüdischer Herkunft, konvertiert jedoch zum Katholizismus. Sie besucht Pensionate in Paris und Stuttgart. Ihr Wunsch, anschließend Medizin zu studieren, wird von den Eltern abgelehnt. Ab 1898 lebt Adele Schreiber in Berlin, wo sie eine Versicherungsgesellschaft für Frauen aufbaut.
Sie engagiert sich in der Frauenbewegung und wird zu einer international anerkannten Streiterin für das Frauenwahlrecht und für die Rechte von Müttern und Kindern. 1909 heiratet sie den Arzt Richard Krieger. Sie ist Mitglied der SPD und vertritt ihre Partei im Reichstag. Seit Ende der 1920er Jahre kämpft sie gegen das Erstarken der Nationalsozialisten.
Als aktive Sozialdemokratin muss Adele Schreiber-Krieger im März 1933 vor drohender Verfolgung aus Deutschland in die Schweiz fliehen. Im Herbst 1939 werden sie und ihr Mann auf einer Reise in Großbritannien vom Ausbruch des Zweiten Weltkrieges überrascht und bleiben in London. Adele Schreiber-Krieger engagiert sich auch im Exil gegen das nationalsozialistische Regime. Sie gehört der Freien Deutschen Bewegung in Großbritannien (FDBG) an, eine Initiative, die im Herbst 1943 von Emigrantinnen und Emigranten gegründet wird. Dort ist sie als Rednerin aktiv und knüpft enge Kontakte zur britischen Frauenbewegung.
Nach Kriegsende bleibt Adele Schreiber-Krieger zunächst in Großbritannien und hält Schulungen in den Lagern für deutsche Kriegsgefangene ab. 1946 zieht sie in die Schweiz, wo sie bis zu ihrem Tod im Jahr 1957 lebt.
Seit 1995 erinnert an ihrem ehemaligen Wohnhaus in Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf eine Gedenkplatte an Adele Schreiber-Krieger. 2005 wird in Berlin-Mitte eine Straße nach ihr benannt.
Weiterführendes
Christl Wickert: Sozialistin, Parlamentarierin, Jüdin. Die Beispiele Käthe Frankenthal, Berta Jourdan, Adele Schreiber-Krieger, Toni Sender und Hedwig Wachenheim, in: Ludger Heid/ Arnold Paucker (Hg.): Juden und deutsche Arbeiterbewegung bis 1933, Tübingen 1992, S. 155-164
Claudia Schoppmann: Adele Schreiber-Krieger, in: Volkmar Sigusch und Günter Grau (Hg.): Personenlexikon der Sexualforschung, Frankfurt am Main/New York 2009, S. 636-639