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Biografie

Elisabeth Schiemann

15. August 1881, Fellin (Viljandi) – 3. Januar 1972, Berlin (West)

Portrait: Elisabeth Schiemann

Elisabeth Schiemann promoviert 1912 und arbeitet als Spe­zia­lis­tin für Pflanzen­genetik an der Land­wirt­schaft­lichen Hoch­schule in Berlin. 1924 erhält sie die aka­de­mi­sche Lehr­erlaub­nis und ar­bei­tet als Privat­do­zen­tin. 

Sie lebt mit ihrer Schwester Gertrud zusammen. Ab 1933 unter­stüt­zen sie jüdische Freund­in­nen und Freun­de und helfen ihnen bei der Flucht. Elisabeth Schiemann ist gläubige Pro­tes­tan­tin und en­ga­giert sich ab 1934 in der Be­ken­nen­den Kirche. Sie fordert, dass die Kirche mehr für ver­folg­te Jü­din­nen und Ju­den tut. Die Ge­ne­ti­ke­rin Schiemann spricht sich zu­dem öf­fent­lich gegen die pseudo­wissen­schaftliche „Rassen­theorie“ der National­soz­ia­li­sten aus. 1940 wird ihr wegen „po­li­ti­scher Un­zu­ver­läs­sig­keit“ die Lehr­er­laub­nis ent­zog­en.

Als die be­freunde­te Musikerin Andrea Wolffenstein am 11. Januar 1943 vor der De­por­ta­tion fliehen muss, kommt sie zunächst bei Elisabeth und Gertrud Schiemann unter.

1946 erhält Elisabeth Schiemann eine Professur an der Uni­ver­si­tät Berlin. Wegen ihres Wider­stands gegen die Juden­ver­fol­gung wird sie 2015 von der israelischen Gedenk­stätte Yad Vashem post­hum als „Gerechte unter den Völkern“ ge­ehrt.

Portrait: Elisabeth Schiemann

Elisabeth Schiemann 

Weiterführendes

Elvira Scheich: Elisabeth Schiemann (1881-1972). Patriotin im Zwiespalt, in: Susanne Heim (Hg.): Autarkie und Ostexpansion. Pflanzenzucht und Agrarforschung im Nationalsozialismus, Göttingen 2002, S. 250–279

Martina Voigt: Weggefährtin im Widerstand. Elisabeth Schiemanns Einsatz für die Gleichberechtigung der Juden, in: Manfred Gailus (Hg.): Elisabeth Schmitz und ihre Denkschrift gegen die Judenverfolgung. Konturen einer vergessenen Biografie (1893-1977), Berlin 2008, S. 128-162 

Martina Voigt: „Die Gemeinde hat die Pflicht, an den allgemeinen Menschenrechten interessiert zu sein“: Elisabeth Schiemann, in: Manfred Gailus/Clemens Vollnhals (Hg.): Mit Herz und Verstand. Protestantische Frauen im Widerstand gegen die NS-Rassenpolitik, Göttingen 2013, S. 101-127

Reiner Nürnberg/Ekkehard Höxtermann/Martina Voigt (Hg.): Elisabeth Schiemann 1881-1972. Vom Aufbruch der Genetik und der Frauen in den Umbrüchen des 20. Jahrhunderts, Rangsdorf 2014