Hildegard Viehl wächst als jüngstes von acht Kindern in einem religiösen Elternhaus auf. Die Mutter arbeitet als Wäscherin, der Vater als Fuhrmann. Schon in jungen Jahren hilft Hildegard Viehl ihrer Mutter bei der Arbeit. Nach Abschluss der Volksschule arbeitet sie auswärts als Zimmermädchen. In ihrer Freizeit ist sie im evangelischen Jugend- und Sportverein aktiv.
Hildegard Viehls Vater steht der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten kritisch gegenüber. Nach der Eingliederung der evangelischen Jugendverbände in die „Hitler-Jugend” bestärkt er seine Tochter darin, nicht in den „Bund Deutscher Mädchen“ einzutreten.
Um näher bei ihren Eltern zu sein, sucht Hildegard Viehl nach Kriegsbeginn 1940 eine Arbeit in Bad Kreuznach. Beim Arbeitsamt wird ihr erklärt, dass sie von nun an nur noch in der Rüstungsindustrie arbeiten könne. Das lehnt Hildegard Viehl ab.
Ich will nicht, dass Schwager gegen Schwager kämpft … mein Schwager ist Franzose und mein Bruder hier bei der Kriegsmarine … Aus diesem Grund möchte ich nicht, dass ich in die Rüstung gehe.
Hildegard Schäfer in einem Interview, 1994
Noch auf dem Amt wird sie von der Gestapo festgenommen, für sechs Wochen in Einzelhaft in das Bad Kreuznacher Gefängnis untergebracht und dann in das Kölner Gefängnis Klingelpütz inhaftiert. Hier wird Hildegard Viehl während der Verhöre geschlagen. Im August 1940 erfolgt ihre Überführung in das Konzentrationslager Ravensbrück. Sie wird als politischer Häftling geführt und muss in verschiedenen Lagern bis Ende April 1945 Zwangsarbeit leisten. Im April 1945 wird Hildegard Viehl in einem Hamburger Außenlager durch britische Truppen befreit.
Von der Haft gezeichnet kehrt Hildegard Viehl nach Bad Kreuznach zurück. 1955 heiratet sie Wilhelm Schäfer, mit dem sie in ärmlichen Verhältnissen in Notunterkünften der Stadt wohnt. 1975 stirbt ihr Mann. Hildegard Schäfer wird 1987 Mitglied in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes in Bad Kreuznach und schließt sich der Lagergemeinschaft Ravensbrück an. Bis zu ihrem Tod ist sie als Zeitzeugin aktiv und berichtet in Schulen von ihren Erlebnissen.