Die Malerin Gertrude Sandmann wird in eine wohlhabende jüdische Familie hineingeboren. Sie absolviert eine Ausbildung als Grafikerin und wird von Käthe Kollwitz unterrichtet. Gertrude Sandmann arbeitet in der Weimarer Republik an mehreren Kunstausstellungen mit und engagiert sich in verschiedenen Vereinigungen von Künstlerinnen und Künstlern. Bis 1920 noch mit einem Mann verheiratet, lebt sie danach offen ihre Homosexualität aus.
1933 emigriert Gertrude Sandmann vor drohender Verfolgung in die Schweiz, muss jedoch bald nach Deutschland zurückkehren, da ihre Aufenthaltsgenehmigung nicht verlängert wird. Als Jüdin wird sie aus dem Reichsverband Bildender Künstler ausgeschlossen, 1935 erhält sie Berufsverbot. Da sie ihre verwitwete Mutter nicht allein zurücklassen will, verzichtet sie auf die Möglichkeit, nach England zu emigrieren.
Am 21. November 1942 droht Gertrude Sandmann die Deportation. Sie täuscht einen Suizid vor, indem sie einen Abschiedsbrief in ihrer Wohnung hinterlässt, und taucht unter. Ihre Lebensgefährtin Hedwig Koslowski, genannt „Johnny”, mit der sie seit den 1920er Jahren liiert ist, sowie weitere Freundinnen unterstützen sie dabei. Gertrude Sandmann kann sich bis Kriegsende an verschiedenen Orten verstecken, darunter eine Gartenlaube und ein Atelier.
Nach Kriegsende arbeitet sie wieder als Künstlerin. Sie engagiert sich für die in den 1970er und 1980er Jahren entstehende Frauen- und Lesbenbewegung. Nach der Trennung von Hedwig Koslowski 1956 lebt Gertrude Sandmann bis zu ihrem Tod im Jahr 1981 mit der Akrobatin Tamara Streck zusammen im Westteil der Stadt in Berlin-Schöneberg.
Weiterführendes
Anna Havemann: Gertrude Sandmann. Künstlerin und Frauenrechtlerin, Leipzig 2011