Ottilie Levit wird in Schönwalde geboren. Sie stammt aus einer jüdischen Familie und lebt ab 1885 in Berlin. Mit 22 Jahren beginnt sie sich politisch zu engagieren. Sie tritt dem „Arbeiterbildungsverein für Frauen und Mädchen“ bei und setzt sich für Frauenbildung ein.
1893 heiratet sie Wilhelm Pohl und zieht mit ihm zusammen zwei Söhne groß. Ihr politisches Engagement setzt sie fort. 1908 wird Ottilie Pohl als eine der ersten Frauen Mitglied der SPD. Enttäuscht von der Zustimmung der Partei zu den Kriegskrediten und tief getroffen vom Tod ihres Mannes als Soldat 1915 im ersten Weltkrieg, wechselt sie 1917 zur USPD. Von 1919 bis 1920 ist Ottilie Pohl als Stadtverordnete für die Partei aktiv.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 unterstützt sie zusammen mit anderen Frauen, wie schon zuvor am Ende der Weimarer Republik, aus politischen Gründen Verhaftete und deren Familien. Sie sammelt Geld und nimmt immer wieder einzelne Verfolgte in ihrer Wohnung auf. Im Sommer 1940 versteckt Ottilie Pohl den KPD-Funktionär Rudolf Hallmeyer.
Es war für uns eine besondere Freude zu hören, wie froh unsere Genossen in den Gefängnissen und Zuchthäusern darüber waren, daß wir uns um ihre Angehörigen kümmerten und sie umsorgten.
Rosa Lindemann über Ottilie Pohls Hilfe für Verfolgte, undatiert
Nach dessen Verhaftung wird sie selbst wenig später im August 1940 festgenommen. Ottilie Pohl wird für mehrere Monate im Untersuchungsgefängnis in Berlin-Charlottenburg inhaftiert und im Mai 1941 vom Kammergericht Berlin wegen „Begünstigung“ zu acht Monaten Gefängnis verurteilt, die durch die lange Untersuchungshaft verbüßt sind.
Am 20. November 1942 wird Ottilie Pohl als Jüdin mit dem 75. „Alterstransport“ in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie Anfang Dezember 1943 ums Leben kommt.
1989 ehrt die Stadt Berlin Ottilie Pohl an ihrer langjährigen Wohnadresse in der Beusselstraße 43 in Berlin-Moabit mit einer Gedenktafel. Diese ist heute nicht mehr vorhanden und die Hausverwaltung lehnt eine erneute Anbringung ab.