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Biografie

Ottilie Pohl

14. November 1867, Schönwalde – 2. Dezember 1943, Ghetto Theresienstadt

Portrait: Ottilie Pohl

Ottilie Levit wird in Schön­walde ge­bo­ren. Sie stammt aus einer jü­di­schen Fami­lie und lebt ab 1885 in Berlin. Mit 22 Jahren be­ginnt sie sich po­li­tisch zu en­ga­gie­ren. Sie tritt dem „Ar­beiter­bil­dungs­verein für Frauen und Mäd­chen“ bei und setzt sich für Frauen­bil­dung ein. 

1893 heiratet sie Wilhelm Pohl und zieht mit ihm zu­sam­men zwei Söhne groß. Ihr politisches En­ga­ge­ment setzt sie fort. 1908 wird Ottilie Pohl als eine der ersten Frauen Mit­glied der SPD. Ent­täuscht von der Zu­stim­mung der Partei zu den Kriegs­kre­di­ten und tief ge­troffen vom Tod ihres Mannes als Soldat 1915 im ersten Welt­krieg, wechselt sie 1917 zur USPD. Von 1919 bis 1920 ist Ottilie Pohl als Stadt­ver­ord­nete für die Partei aktiv. 

Nach der Macht­über­nahme durch die National­sozialis­ten 1933 unter­stützt sie zu­sammen mit anderen Frauen, wie schon zuvor am Ende der Weimarer Re­pu­blik, aus po­li­ti­schen Gründen Ver­haftete und deren Familien. Sie sammelt Geld und nimmt immer wieder einzelne Ver­folgte in ihrer Wohn­ung auf. Im Sommer 1940 versteckt Ottilie Pohl den KPD-Funktionär Rudolf Hallmeyer. 

Es war für uns eine besondere Freude zu hören, wie froh unsere Genossen in den Gefängnissen und Zuchthäusern darüber waren, daß wir uns um ihre Angehörigen kümmerten und sie umsorgten.

Rosa Lindemann über Ottilie Pohls Hilfe für Verfolgte, undatiert

Nach dessen Ver­haf­tung wird sie selbst wenig später im August 1940 fest­genom­men. Ottilie Pohl wird für mehrere Monate im Unter­suchungs­gefängnis in Berlin-Charlotten­burg in­haft­iert und im Mai 1941 vom Kammer­gericht Berlin wegen „Be­güns­ti­gung“ zu acht Monaten Ge­fäng­nis ver­ur­teilt, die durch die lange Unter­such­ungs­haft ver­büßt sind. 

Am 20. November 1942 wird Ottilie Pohl als Jü­din mit dem 75. „Alters­transport“ in das Ghetto Theresien­stadt deportiert, wo sie Anfang Dezember 1943 ums Leben kommt. 

1989 ehrt die Stadt Berlin Ottilie Pohl an ihrer lang­jährigen Wohn­adresse in der Beussel­straße 43 in Berlin-Moabit mit einer Gedenk­tafel. Diese ist heute nicht mehr vorhanden und die Hausverwaltung lehnt eine erneute Anbringung ab.

Portrait: Ottilie Pohl

Ottilie Pohl