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Biografie

Marie Pleißner

17. Mai 1891, Chemnitz – 21. Dezember 1983, Chemnitz

Portrait: Marie Pleißner

Auf­ge­wach­sen in einer li­be­ra­len Lehrer­familie ent­schei­det sich Marie Pleißner selbst für diesen Be­ruf und ist ab 1915 in ihrer Heimat­stadt Chem­nitz tä­tig. Sie setzt sich aktiv für die Gleich­stellung von Frauen sowie für die Verwirklichung der Menschen­rechte und für den Frieden ein. Sie ist in einer Viel­zahl von Ver­bän­den en­ga­giert. Politisch ist Pleißner seit 1918 in der links­liberalen Deut­schen Demo­kra­ti­schen Partei (DDP) or­gani­siert und kan­di­diert noch im März 1933 für ein Reichs­tags­man­dat der in­zwischen in Deutsche Staats­partei um­be­nan­nten Par­tei.

Be­reits 1933 gerät sie in Kon­flikt mit der Lei­tung ih­rer Schule und wird 1934 aus dem Schul­dienst ent­las­sen. In den fol­gen­den Jah­ren be­strei­tet Marie Pleißner ihren Le­bens­unter­halt als Haus­hälterin und Pfle­gerin und er­teilt Privat­unter­richt. Sie unter­stützt Ver­folg­te und nutzt Kon­tak­te nach Groß­britan­nien, um ihnen bei der Aus­wan­de­rung zu helfen.

Seit dem Ende des Ersten Welt­kriegs steht Pleißner in Kon­takt mit Inter­nationalen Grup­pen der Religiösen Gesell­schaft der Freunde. Mitte der 1930er Jahre fes­ti­gen sich ihre Be­zie­hun­gen zu den deutschen Quäkern. Unter dem Ein­druck der No­vember­pogrome 1938 reist sie nach Berlin, und ver­sucht ver­geblich, die Quäker zu einem öffent­lichen Pro­test gegen die Juden­ver­fol­gung zu be­we­gen. Nach einer Reise nach Groß­britan­nien im Früh­jahr 1939, bei der Marie Pleißner in Zu­sammen­arbeit mit briti­schen Quäkern Hilfen für jü­dische Flücht­linge or­ga­ni­siert, tritt sie endgültig der Ge­mein­schaft bei.

Dieser Krieg wird und muss scheitern!

Marie Pleißner, 1939

Im Septem­ber 1939 wird Pleißner nach einer De­nun­ziation fest­genommen und am 5. Oktober in das Konzen­trations­lager Ravens­brück ver­schleppt. Sie kommt im Rahmen einer Amnes­tierung von politi­schen Häft­lingen am 20. April 1940 frei.

Marie Pleißner ar­beitet nach Kriegs­ende wieder als Lehrer­in in ihrer Heimat­stadt, wird Mit­glied der Liberal-Demokratischen Partei Deutsch­lands und 1946 des Sächsischen Land­tags. Sie en­ga­giert sich in der Friedens­bewegung, hält international Vor­träge und spricht sich vehe­ment gegen die Ein­führung des Wehr­kunde­unterrichts in der DDR aus. Zeit­weise ver­liert sie ihren Status als Ver­folgte des National­sozialismus.  

Portrait: Marie Pleißner

Marie Pleißner 

Weiterführendes

Carmen Stange: Marie Pleißner, in: Siegfried Mielke (Hg.): Gewerkschafterinnen im NS-Staat. Biografisches Handbuch, Bd. 2, Berlin 2022, S. 365-380